Die Seite richtet sich nicht in erster Linie an Leute, die bereits eine Wärmepumpe
haben (die werden sie wohl weiter betreiben),
sondern an Jene, die erwägen, eine Wärmepumpe einzubauen.
Derzeit wird die Heizung per Wärmepumpe von der Regierung propagiert und
als "Erneuerbare Energie", als "umweltfreundlich" u.ä.
beworben.
Dem kann ich nicht zustimmen und bezeichne das als den nächsten Irrweg.
Erst mal ist es eine faszinierende Technik, nach dem Kühlschrank-Prinzip
der Umgebung (Grundwasser oder Erdreich oder Luft) Wärme zu entziehen und
sie dem Haus zugute kommen zu lassen. Der Haken dabei ist, dass man damit zum
Strom-Großverbraucher würde.
Es heisst zwar, dass dafür eben erneuerbarer Strom (aus Sonne, Wind etc.)
verwendet werden solle, aber genau das ist nicht realistisch! Hier wird das
"Fell des Bären verteilt, ehe er erlegt ist".
Wunschdenken
Nicht wenige Leute denken, sie bauen Photovoltaik auf's Dach, um den Strom für
die Wärmepumpe selbst zu erzeugen. Nur, sie erzeugen ihn hauptsächlich
im Sommer, aber verbrauchen ihn im Winter. Im Winter scheint die Sonne viel
weniger - deswegen wird es ja so kalt.
Ich kenne sowohl Wärmepumpenanlagen, als auch Photovoltaik recht gut und
traue mich zu sagen, dass das so nicht geht.
Beispiel: Eine Grundwasser-Wärmepumpe mit 15 kW Heizleistung, die 3,2 kW
braucht, wenn sie läuft. Dazu kommt die Brunnenpumpe mit 750 Watt und die
Umwälzpumpe etc. Die Anlage braucht also etwa 4 kW, wenn sie läuft
- zum Vergleich ein Kühlschrank braucht etwa 100 W, wenn der Kompressor
läuft. Die Wärmepumpe ist also vergleichbar mit 40 Kühlschränken.
(Wir verzichten sogar auf den einen Kühlschrank,
um vom Atomstrom los zu kommen.)
Eine kleine Photovoltaikanlage (knapp 1 kWP) haben wir auch, die für unseren
ganzen Strom reicht, weil wir unseren Verbrauch nach dem Angebot richten. Im
Sommer bei Sonnenschein haben wir genug Strom, auch zum Kochen und Backen. Im
Winter steige ich bei Bedarf täglich auf's Dach, um die Module vom Schnee
zu befreien (siehe Bild), damit der Strom für
Kleinverbraucher (z.B. Laptop) reicht und der Router wird nachts abgeschaltet,
obwohl er nur 7 Watt braucht. Für einen Kühlschrank würde der
Strom im Winter nicht reichen. Für eine Wärmepumpe würde er auch
dann nicht reichen, wenn wir eine 40 mal größere PV-Anlage hätten.
Auch Ökostrom zu beziehen löst das Problem nicht. Manche Anbieter
geben "mengengleiche" Erzeugung an. Das heißt, sie erzeugen
über's Jahr so viel Ökostrom, wie sie dem Kunden verkaufen. Das ist
das gleiche sich-in-die-Tasche-lügen, wie die eigene PV-Anlage die über's
Jahr so viel erzeugt, wie man verbraucht. Richtig wäre das Kriterium "zeitgleiche"
Erzeugung, aber die kann eben nicht für alle geleistet werden, sondern
diese Kunden bekommen per Zertifikat den raren Ökostrom im Winter zugerechnet
(eine Art Rosinen-Picken), während andere dafür weniger zugerechnet
bekommen.
Das ist genau das Problem an den Wärmepumpen, dass sie den Strom im Winter
brauchen, genau dann, wenn er sowieso eher knapp ist.
Vor allem dann, wenn es besonders kalt ist, braucht die Wärmepumpe mehr
Strom, gleich aus mehreren Gründen:
Reichlich Strom aus Erneuerbaren Quellen im Winter ist nicht in Sicht, vorallem
nicht durchgehend.
- Photovoltaik liefert im Winter vielleicht ein Fünftel von dem was sie
im Sommer liefert und bei trüber Wetterlage (oder Schnee ...) ganz wenig.
- Windkraft liefet zwar im Winterhalbjahr etwas mehr als im Sommer, aber bei
windarmer Wetterlage ganz wenig.
- Eine Saisonspeicherung von Strom ist nicht in Sicht. (In Norwegen schaffen
sie das mit Speicherseen knapp für die wenigen eigenen Leute.)
- Wasserkraft, Biomasse, Geothermie-Strom ... da kann man froh sein über
deren Beitrag im Winter.
Kraft-Wärme-Kopplung (Strom erzeugende Heizung) kann dem Stommangel im
Winter etwas entgegen wirken - ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die
elektrische Wärmepumpe wäre einer in die falsche Richtung.
Wenn jemand die Wärmepumpe tatsächlich ausschließlich mit erneuerbarem
Strom betreiben würde, wäre es OK, aber wer macht das?
Sobald er doch "ausnahmsweise" Strom aus dem Netz nimmt - und sei
es nur an Weihnachten oder nur bei klirrender Kälte und Windstille - dann
ist nichts gewonnen. Dann sagen die Stromversorger zurecht: Ihr kommt nicht
ohne uns aus. (Und für die restliche Zeit finden sie schon Abnehmer.)
Dann würde unsere Abhängigkeit von Atomstrom mit jeder Wärmepumpe
weiter zementiert.
Fazit
Ich sehe den Trend zu Wärmepumpen mit Sorge, zumal die Regierung das auch
noch befeuert. Als Ziel wurden 5 Millionen Wärmepumpen in Deutschland genannt.
Das Gebäude-Energie-Gesetzt fordert bei Neubauten oder Heizungserneuerung,
dass die Heizung zu mindestens 65% mit erneuerbaren Energien betrieben wird.
Es erscheint mir ziemlich durchsichtig, dass das genau auf Wärmepumpen
zugeschnitten ist, die eben 2/3 der Wärme aus der Umgebung beziehen sollen.
(Beim letzten Drittel, dem Strom, wird offenbar nicht mal von Erneuerbaren Quellen
ausgegangen.) Ist es Kopflosigkeit, weil man von den Fossilen weg will und sich
an diese Scheinlösung klammert? Oder ist es nur Wirtschaftsförderung,
weil die Verschuldung dazu zwingt?
Viele dieser teuren Anlagen, die man immer öfter vor den Häusern sieht,
werden zu Ernüchterung führen, aus verschiedenen Gründen:
- Wegen praktischen Dingen, wie den erzeugten Geräuschen
- Wegen Umweltgefahren (z.B. Kältemittel)
- Wegen hoher Stromkosten
- Wegen möglichem Strommangel, oder gar -Ausfall, gerade bei großer
Kälte
- Weil so die eigentlich wünschenswerte Energiewende nicht funktioniert
- Weil wieder zunehmend nach der (unsäglichen) Kernenergie gerufen wird
(hat ja schon begonnen)
Alternativen
Nach meiner Einschätzung sind die Gefahren der Atomkraft, die größte
Umweltgefahr unserer Zeit (auch wenn sie nicht sichtbar ist und daher von Vielen
vergessen wird). Siehe z.B. mein Beitrag 12
Gründe, Energie zu sparen, zweiter Punkt.
So gesehen sind alle anderen Arten zu heizen, außer mit Strom, weniger
schlimm.
Kohle, Öl und Gas sind vorerst noch vorhanden, aber auf längere Sicht
wohl ein Auslaufmodell.
Für Städte ist Fernwärme eine Möglichkeit, setzt aber eine
Wärmequelle voraus, wie vorläufig noch Heizkraftwerke oder echte (tiefe)
Geothermie. Nachteilig sind
- die Verteilungsverluste (selbst eine Zentralheizung ist da schon schlechter
als ein Ofen im Raum),
- das Versorgungs-Prinzip - dass der Anbieter immer liefern muss (während
man beim Ofen im Raum z.B. im Urlaub Null Verbrauch hat)
- und dass die Faulheit auf der Seite der Verschwendung ist ("vergessen",
Heizung zu zu drehen).
Pellets sind eine Möglichkeit, wenn es unbedingt automatisch sein soll,
aber man ist auf Herstellung und Lieferung angewiesen.
So ziemlich am umweltfreundlichsten ist das altbewährte, traditionelle
Heizen mit Holz, soweit kein Raubbau an Wäldern damit betrieben wird. Das
Holz ist ein realer Saisonspeicher. Dass es unbequem ist, ist gut, weil dadurch
die Faulheit auf der Seite der Sparsamkeit ist. Man wird nicht unnötig
heizen, allein schon weil es Arbeit macht. Leider wird es zur Zeit madig gemacht,
wegen "Feinstaub". Ja, es kann sein, dass es mal raucht und man es
riecht. Das ist aber trotzdem viel harmloser als die scheinbar saubere Heizung
mit Atomstrom, bei der man nur die Gefahren nicht sieht. Menschen sind eben
visuelle Wesen und lassen sich leicht vom Sichtbaren beeindrucken.
Noch umweltfreundlicher als Heizen mit Holz ist wohl nur warm Anziehen.
Seite gegründet: 10. Oktober 2023
Letzte Änderung:
11. Oktober 2023
Wolfram Zucker
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