Wie Motten um das Licht ...


Ich finde es bedauerlich, mit anzusehen, wenn natürliche Verhaltensweisen in der modernen Welt zum Verhängnis werden - auch den Menschen.


Beispiele (Kurzform)

Zucker, Fett, Salz - waren entwicklungsgeschichtlich meist Mangelware. Deswegen hat der Körper zu wenig natürliche Bremsen. Heute führt das reichliche Angebot oft zu zu viel Konsum davon ...

Faulheit - eine natürliche Eigenschaft, um Körperenergie zu sparen - aber man musste sich bewegen, um die Grundbedürfnisse zu decken. Erst die moderne Welt erlaubt Bewegungsmangel ...

Neuland gewinnen - ein natürliches Bestreben und kein Problem, so lange es Niemandsland gab. Seit die Menschen die Welt einigermaßen unter sich aufgeteilt haben, führte es zu Kriegen mit viel Leid und sinnloser Zerstörung. Streit um ein begrenztes Gut (auch z.B. Erdöl) bringt nichts. Die Menschen müssen lernen, mit dem vorhandenen auszukommen.


Ausführlicher: Bevor ich dazu komme, es mal neu zu formulieren, soll der Entwurf von 2014 unten als Provisorium dienen.

Dies habe ich am 8. Dezember 2014 als Beitrag für das www.peak-oil-forum.de (leider nicht mehr online) geschrieben,
aber nicht veröffentlicht, weil es nicht fertig war.




Wenn man zur Zeit so die Nachrichten hört, die vielen Krisen, kann man sich fragen, ob all die scheinbar zusammenhanglos nacheinander kommenden Meldungen vielleicht doch einen gemeinsamen Nenner haben.

Klimawandel - neuer Treibhausgas-Rekord
Fukushima-Gau
Überschwemmung in Pakistan (2010)
Lebensmittel-Skandale
Immer mehr Flüchtlinge
Schulden-Krise
Massentierhaltung
Immer mehr Diabetes
Rohstoffknappheit
Steigende Gesundheitskosten
Syrien-Krieg
Artensterben
Bodenerosion
Pflegenotstand
Smog in China
IS (Islamischer Staat) im Irak etc.
Bienensterben
Burnout
Ukraine-Krise
Ebola in Afrika
Wasserknappheit
...

In letzter Zeit denke ich immer wieder an einen Satz aus dem Lied von Marlene Dietrich "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt":
Männer umschwirr'n mich wie Motten um das Licht (und wenn sie verbrennen, ja dafür kann ich nicht).

Der Satz ist wohl grammatikalisch fragwürdig (naja, eben dichterische Freiheit) und der Vergleich nicht ganz charmant, aber ich finde ihn treffend.
Mir scheint, dass die Menschen vom Glanz des Fortschritts angezogen werden, aber er tut ihnen oft nicht gut.

Beispiel Zucker:
Wie viel Mühe und Ehrgeiz hat man aufgewendet, um aus Zuckerrohr oder Zuckerrübe am Ende den weißen krümeligen Zucker zu gewinnen? Und doch ist das Ergebnis so gesundheitsschädlich, nicht nur für die Zähne (siehe z.B. Buch "Garantiert gesundheitsgefährdend" von Hans-Ulrich Grimm). Dagegen haben die Menschen, dort wo Zuckerrohr angebaut wird, oft auffallend gute Zähne (siehe z.B. Wikipedia: Zuckerrohr). Obwohl sie darauf herum kauen und es ja auch Zucker enthält - es schmeckt richtig süß, ich hab's schon probiert - schadet es ihren Zähnen offenbar nicht. Man kann es mit der Putzwirkung des Zuckerrohrs erklären. Ich bin mir ziemlich sicher, das allein reicht nicht als Erklärung, sondern es ist die natürliche Kombination der Inhaltsstoffe (und eben nicht nur ein Bestandteil als Extrakt) und auch das Kauen (also Benutzung der Zähne zu ihrem Zweck). Man hat also mit all der Mühe und dem Ehrgeiz doch eine Verschlechterung erreicht.
Ich nehme mich da nicht aus. Zum Teil bin ich auch ein Wohlstandsjunky, esse z.B. zu viel gezuckertes in der Weihnachtszeit.

Beispiel Landflucht:
1. Früher haben die Menschen oft verteilt auf dem Land als Kleinbauern mit viel Selbstversorgungsanteil gelebt (Subsitenzwirtschaft). In "Entwicklungsländern" leben heute noch viele Menschen so. Es ist einfach und nicht luxuriös, teils mit viel Arbeit, aber relativ frei und es funktioniert, ist kinderfreundlich, tierfreundlich, umweltfreundlich.
Leider gehen viele Menschen in die Städte, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Viele davon landen aber in Slums um die Städte, die immer größer werden. Bei der indischen Hauptstadt Mumbai leben z.B. schon über die Hälfte der Einwohner in Slums der Stadt.
Andere haben es geschafft, in der Stadt Erfolg zu haben, Geld zu verdienen, Karriere zu machen. Sie können sich schöne Dinge leisten, fühlen sich anerkannt, haben es angenehm und bequem. Aber ist es wirklich besser, wenn man es ganz zuende denkt? Wie viele haben zwar Geld, aber dafür kaum Zeit, das damit gekaufte zu nutzen? Selbst eine Fernsehwerbung handelt davon, wie fremdbestimmt dieses Leben ist (Termine ...). Wie viele schaden ihrer Gesundheit, Stichwort Zivilisationskrankheiten?
2. Wenn so viele Menschen etwas anderes machen, als Lebensmittel anzubauen und Tiere zu halten, aber erwarten einen reich gedeckten Tisch zu haben, dann ist eine logische Konsequenz, dass die Lebensmittel von Wenigen gewonnen werden müssen, in Intensivlandwirtschaft und mit Massentierhaltung. Das führt auf die zweite Hälfte der Ursachen, warum Menschen das Land verlassen. Ein Teil wird von dem Land verjagt, von dem sie leben, weil es für die Intensivlandwirtschaft gebraucht wird. Andere flüchten wegen Konflikten und Kriegen, die mit der Rohstoffgewinnung für die Zivilisation zusammen hängen. Wieder andere verlassen ihr Land, weil es wegen dem Klimawandel (wegen Intensivlandwirtschaft und Energieverbrauch) zu dürr geworden ist. Diese zweite Hälfte der Ursachen bedeutet einen Teufelskreis.

Beispiel Flüchtlinge:
Wenn Menschen reihenweise in überfüllten Booten auf Lampedusa landen oder bei uns die Aufnahmelager aus allen Nähten platzen, sind die Ursachen ähnlich zweigeteilt, wie bei der Landflucht.
1. Erstens übt der "Glanz" der "reichen Länder" eine magische Anziehung aus. Er weckt Erwartungen, die oft nicht erfüllt werden. Neulich kam im Radio eine interessante Reportage aus Afrika zu dem Thema. Vereinzelt kommen Leute aus Europa zurück, die dort tatsächlich reich geworden sind und nun damit prahlen. Diesen wollen es andere junge Leute gleich tun. Dass viele andere schon bei der Überfahrt ertrunken sind, oder hier keinen Erfolg haben, abgeschoben werden, schließlich frustriert und beschämt zurück kommen ... das fällt dagegen nicht so auf.
2. Zweitens flüchten viele Menschen wegen Konflikten und Kriegen oder Vertreibung von ihrem Land oder Folgen des Klimawandels nicht nur in Städte (vgl. Beispiel Landflucht), sondern in andere Länder.

Beispiel Ebola:
In so einem Fall würde ich mich selbst unter Quarantäne stellen - in beiden Fällen, wenn ich krank bin oder nicht. Jeder bleibt wo er ist und lebt von seinen Vorräten bzw. von seinem Land.
In einem Slum geht so etwas dagegen nicht. Dort leben die Menschen so dicht aufeinander, dass eine Krankheit gute Chancen zur Ausbreitung hat. Sie können auch nicht bleiben wo sie sind, denn sie haben weder Vorräte noch Land.

Beispiel Ukraine:
Natürlich finden viele Menschen dort den Wohlstand der EU verlockend. Die Schattenseiten kennen sie noch nicht. Man hat z.B. beklagt, dass dort in einem Ort 15 Jahre lang kein neues Haus gebaut wurde. Das bedeutet aber, dass man dort bescheiden lebt, mit wenig Ressourcenverbrauch. Der Westen lockt dagegen mit Wohlstand, dessen Grundlage er zuvor anderswo erbeutet hat - aber ein Köder ist selten zum Wohl des Geköderten. Genau genommen unterliegt der Westen seinerseits einer Versuchung nach Einflusss über neues Land und Bodenschätze - oder im besten Fall Verbreitung seiner vermeintlich so guten "Werte" (aber wer nimmt einen Herrn Snowden auf?)

Beispiel Geld
Eigentlich ist es eine praktische Erfindung zur Erleichterung des Tauschhandels. Es übt aber offenbar eine magische Anziehung aus. Manche sammeln Berge davon an - ganz so als könnten sie es im letzten Hemd mitnehmen. Es verdirbt ihren Charakter. Spätestens wenn sich jemand wegen Schulden das Leben nimmt (oder ein Land einen Krieg beginnt), merkt man, dass etwas nicht stimmen kann.

Beispiel Spitzensport
Sport ist ja ganz nett, auch als Wettbewerb. Warum aber

Beispiel Karriere
Warum ist vielen Menschen der Status



Anders als bei den Motten scheint es bei den Menschen noch diese Varianten zu geben:
- "Wir haben es nicht geschafft, zum Licht zu fliegen, aber Ihr (Kinder, mehr "Bildung" ...) sollt es mal besser haben."
- Jene, die schon beim Licht sind und sich verbrennen, rufen trotzdem zu den anderen: "Kommt alle zum Licht!" (z.B. "Entwicklungshilfe")

Darf man Menschen mit Tieren vergleichen? Naja, Marlene Dietrich hat es in ihrem Lied aus geringerem Grund gemacht. Schließlich sind auch Fabeln ein Mittel, mit Tieren den Menschen einen Spiegel vorzuhalten.

Bliebe die Frage, warum tatsächlich Motten und andere Insekten zu künstlichen Lichtern fliegen. Zum Mond fliegen sie ja auch nicht. Die Antwort geht wohl in die Richtung, dass der Mond als Orientierung dient. Wenn sie in konstantem Winkel zum Mond fliegen, fliegen sie geradeaus. Bei konstantem Winkel zu einer Lampe kommt dagegen ein Kreis heraus ...
Der tiefere Sinn könnte aber darin liegen, die Menschen auf ihr Verhalten aufmerksam zu machen.


Seite gegründet: 14. Dezember 2023
Letzte Änderung: 14. Dezember 2023


Wolfram Zucker

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