Begonnen habe ich im trockenen Sommer 2018. Die Regentonnen waren schon leer
und unser Nutzgarten konnte Wasser gut gebrauchen. Da wollte ich nicht, dass
das Wasser von der Waschmaschine in die Kanalisation davon läuft. Damit
ich das Waschwasser für den Garten nehmen kann, durfte kein Waschmittel
drin sein. Also habe ich im Internet gelesen und verschiedenes ausprobiert.
Efeu
Als erstes habe ich es mit Efeublättern statt Waschmittel versucht. Ich
habe sie klein geschnitten, in einen alten Socken gestopft, diesen zu gebunden
und mit in die Schüssel mit der Wäsche gelegt. Darin habe ich die
Wäsche von Hand gewaschen - mit langen Einweichzeiten, damit sich die Saponine
aus den Efeublättern lösen und wirken können. Wasch- und Spülwasser
konnte ich für den Garten verwenden. Ein Vorteil von Efeu ist, dass ganzjährig
grüne Blätter zur Verfügung stehen - und meistens findet man
auch Stellen, wo er sowieso weg soll.
Kastanien
Später habe ich noch Rosskastanien ausprobiert - sozusagen die heimischen
"Waschnüsse". Ich habe sie mit dem Gartenhäcksler grob zerkleinert,
flach in Obststeigen, mit Papier ausgelegt, getrocknet. Nach einigen Tagen Trocknen
habe ich noch die braunen Schalen möglichst aussortiert und die harten
Kastanien-Stücke in einer Getreidemühle gemahlen und gesiebt. Schließlich
hatte ich einen Eimer voll trockenes Rosskastanienmehl als lagerfähigen
"Waschmittelvorrat". Vor Gebrauch musste ich einige Eßlöffel
davon in Wasser einrühren, über Nacht stehen lassen und abgießen,
wenn nötig filtrieren. Fertig war das Flüssigwaschmittel.
Übrigens das Rosskastanienmehl riecht angenehm nussig. Wenn man es oft
bzw. lang genug auswaschen würde, könnte man es vielleicht sogar essen.
Indianer haben Kastanien dazu in einen Fluss gehängt.
Efeu und Kastanien haben etwa gleich gut funktioniert. Stärkere Verschmutzungen,
z.B. Hemdkragen, wurden aber manchmal nicht ganz sauber. Mit Aschelauge geht
das besser:
Holzasche
Da wir mit Holz heizen und kochen, haben wir Holzasche, die eine wertvolle Spurenelement-Quelle
für den Garten ist. Auf dem Weg da hin lässt sie sich aber zusätzlich
als Waschmittel nutzen. Dazu fülle ich einen Eimer zu einem Viertel mit
Asche, gieße den Rest mit sauberem Regenwasser auf und rühre um.
Dann muss der Eimer wenigstens ein paar Stunden stehen - oder über Nacht
- je länger desto besser. Das Graue setzt sich ab und darüber steht
die klare Lauge. Sie kann nun vorsichtig in einen zweiten Eimer abgegossen werden.
Bei Bedarf (wenn noch Holzkohle-Stückchen etc. oben schwimmen) gieße
ich sie durch ein Sieb, in dem zusätzlich ein Filtertuch liegt. Den Ascheeimer
fülle ich dann mindestens ein zweites mal mit Regenwasser auf.
Falls es jemand nachmacht - bitte Vorsicht, dass man keine Aschlauge-Spritzer
in die Augen bekommt!
Alte Waschmaschine bei der Regentonne
Anfangs habe ich die Wäsche hier auch in einer Schüssel von Hand gewaschen.
Da die Aschelauge aber nicht hautfreundlich ist, habe ich einen Stock verwendet.
Mit dem ist das gründliche Umrühren und "Kneten" der Wäsche
schwierig. Eine Waschmaschine müsste man haben, dachte ich mir (wir haben
ja eine, aber die steht nicht bei der Regentonne, sondern im Bad, ihr Ablauf
führt in die Kanalisation und ihr Programm tut nicht was ich möchte).
Dann erinnerte ich mich an eine alte Waschmaschine von meiner Großmutter,
die wir noch hatten - eine Siemens WM 32, eine der ersten, die mit wechselnder
Drehrichtung lief. Sie funktioniert immer noch. Den Deckel oben kann man einfach
abheben und mit dem Eimer Wasser rein gießen.. Ein Schwimmer zeigt die
Füllhöhe an. Wie bei einer Eieruhr stellt man ein, wie lang sie drehen
soll. Ein Bild folgt bei Gelegenheit.
Die Maschine steht draußen, nah bei der Regentonne. Ich richte mich nach
dem Wetter - wasche vorzugsweise bei Regen. Dann habe ich frisches Wasser reichlich.
Waschvorgang
Zuerst wasche ich die Wäsche nur mit Regenwasser. Zwei Eimer in die Maschine
und kurz drehen, dann einweichen lassen. noch mal kurz dtrehen. Die Maschine
hat zwar schon eine Laugenpumpe, aber die brauche ich kaum. Es genügt,
den Ablaufschlauch nach unten zu halten, direkt in eine Gießkanne, dann
in die Zweite. Die Maschine steht etwas erhöht auf einer Palette. Die 2
Gießkannen bringe ich in den Garten, selbst bei Regen - dort hin, wo mehr
Bodenfeuchtigkeit gebraucht wird, z.B. im Regenschatten unter große Fichten,
die leicht mal unter Wassermangel leiden. Wenn es gerade regnet, also Regenwasser
reichlich nach kommt, leiste ich mir mehr "Vorwasch"-Gänge, kürzer
nacheinander. So lange das Wasser noch ein bisschen schmutzig wird, ist ja Schmutz
mit Wasser pur raus gegangen. Der kann sich dann nicht wieder auf der Wäsche
ablagern (wofür "normale" Waschmittel Schmutzträger enthalten).
Danach folgt der "Hauptwaschgang". Statt Regewasser kommen die oben
genannten zwei Portionen Aschelauge in die Maschine. Dann wird 1-2 Minuten gedreht,
damit die Lauge überall hin kommt und dann ist Einweichpause. Obwohl die
Maschine heizen könnte, verwende ich das nicht, um den Stromverbrauch zu
vermeiden. Wenn ich im Lauf des Tages gerade wieder vorbei komme, lasse ich
kurz drehen. Am Ende wird noch mal gedreht und dabei lasse ich die Lauge in
die zwei Gießkannen ab. Damit gieße ich vorsichtig speziell Pflanzen,
die einen hohen PH-Wert mögen (Erbsen, Kohl, Kirschen) oder Kali mögen
(Rüben, Zwiebeln, Tomaten) oder dort wo ich viel saures Grüngut kompostiert
habe.
Dann folgen mehrere Spülgänge - ähnlich den Vorwaschgängen,
wobei der erste noch am meisten Lauge enthält. Damit die Lauge wieder gut
raus geht, hilft nicht nur Drehen, sondern auch Zeit. Durch Osmose wandern die
Ionen von der hohen zur niedrigen Konzentration - also aus dem Gewebe ins Spülwasser.
Verbrauch
Gewaschen wird also (bisher) kalt, nur mit Regenwasser und Aschelauge.
Verbraucht wird nur ca. 0,1 kWh Strom, also deutlich weniger, als bisher mit
unserer Waschmaschine mit Warmwasseranschluss,
die auch schon sparsamer wäscht (z.B. 0,5 kWh), als eine normale Waschmaschine
(z.B. 1 kWh).
- kein Waschmittel -> Es muss nicht in Fabrik hergestellt werden, nicht mit
LKW herum gefahren werden.
- kein Leitungswasser -> kein Stromverbrauch für Hochpumpen, Kläranlage
etc.
- Es muss auch nicht das Geld für Waschmittel und Wasserverbrauch erwirtschaftet
werden, was auch Energieverbrauch bedeuten würde.
Waschergebnis
Die Wäsche wird meistens ganz gut sauber und ist angenehm. Die Fettlösekraft
der Aschelauge ist sehr gut. Manche Flecken gehen nicht gut raus (z.B. Blutflecken),
weil dafür Enzyme nötig wären (die aber möglicherweise als
Rückstände auf der Haut nicht so gesund sind). Ferner bleibt die Wäsche
nicht so strahlend weiß, weil optische Aufheller fehlen (die aber wohl
nicht so umweltfreundlich sind).
Bei Bedarf lasse ich die Wäsche länger auf der Leine, damit die Sonne
Flecken bleicht. (Besser wäre vielleicht, sie ins Gras zu legen, weil es
Sauerstoff abgibt, der zusätzlich beim Bleichen hilft. Dazu muss man sie
wohl feucht halten.)
Hygiene
Manche mögen da Bedenken haben, zumal wir auch Stofftaschentücher
kalt waschen. Zum einen hat wohl (der etwas giftige Efeu, die Rosskastanien
und auch) die Aschelauge sicherlich eine desinfizierende Wirkung. Vor allem
ist aber so viel Hygiene unter normalen Umständen nicht nötig - und
sowieso eine Illusion. Spätestens nach dem ersten mal Benutzen ist das
Taschentuch nicht mehr "hygienisch" - und unsere ganze Umgebung ist
es nicht. Dafür haben wir ja das Immunsystem.
Wolle
[Für Wolle würde ich die Aschelauge nicht verwenden, weil sie zu stark
entfettend wirkt. Wolle soll sicherlich etwas fett bleiben. Da rätsle ich
noch, was am besten ist. (Vorläufig verwende ich noch das Wollwaschmittel,
bis es aufgebraucht ist.) Im Moment erscheint mir für Wolle (und zum Haare
waschen) das Rosskastanienmehl ... am geeignetsten.]
Fazit
Es kostet Mühe und Zeit und das Waschergebnis ist gut aber nicht so perfekt
- aber wer will schon oberflächlich sein? Im Zweifel laufe ich lieber in
vergilbten oder grauen Klamotten rum und lebe dafür nachhaltiger. Das ist
die kleinen Nachteile allemal wert.
Geschrieben am 21. November 2019
Letzte Änderung
25. November 2019
Wolfram Zucker
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