Soll man mit Weizen heizen ?
Der folgende Text bezieht sich auf eine Frage im Forum "Alternative Energien"
bei Bau.de zum Thema:
Pelletofen
mit Weizen heizen?
Eine gekürzte Version finden Sie dort als Antwort Nummer 14.
Titel: Weizen ist ein Grundnahrungsmittel
Hallo allerseits,
ich möchte alle beglückwünschen, denen bei dem Vorschlag,
mit Weizen zu heizen unwohl ist, die Alarmglocken läuten oder die
Haare zuberge stehen >:-/ usw. Sie haben sich einen gesunden Instinkt
bewahrt. Instinkt oder Gefühl sind nämlich keine überflüssigen
Regungen, die man überwinden und ablegen sollte, sondern sie sind
mit die besten Ratgeber, die wir haben (auch wenn man das "warum" nicht
immer erklären kann).
Eine solche Idee kann wahrscheinlich nur haben, wer Hunger nicht wirklich
kennt. Wir haben das Glück, dass bei uns schon lang niemand mehr hungern
musste. Trotzdem sollten wir Nahrungsmittel in Ehren halten, nicht mit
ihnen spielen, basteln, sie wegwerfen ... (vielleicht so, wie man einen
Regenschirm mitnimmt, damit es nicht regnet ...;-)
Leider haben viele solche Werte wohl schon über Bord geworfen
... den Eindruck bekommt man jedenfalls, wenn man quer durch's Internet
liest, was so über Getreideheizung u.ä. geschrieben wird. Es
erinnert mich daran, dass für Gentechnik-Versuche ausgerechnet Kolibakterien
verwendet wurden, die wichtige Dienste im Verdauungstrakt der Menschen leisten.
Es ist wie Sägen an dem Ast, auf dem man sitzt - eine Zeit lang merkt
man nichts ... und wenn's schief geht, ist das Geschrei groß.
Abgesehen von solchen ideellen Argumenten gibt's auch mehr oder weniger
sachliche.
Ich sortiere mal nach Aufgaben des Nutzpflanzenbaus, mit absteigender
Priorität, so wie ich es sehe:
1. LEBENSMITTEL
Es ist sicher die ursprüngliche und wichtigste Aufgabe der Lanwirtschaft,
die Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. Leider ist die Basis immer
schmaler geworden seit der Zeit der Sammler und Jäger. Man spricht
von 7 Säulen der Ernährung der Menschheit (1. Reis, 2. Weizen,
3. Mais ... siehe z.B. [Weltkultur im Gemüsebeet]) einschließlich
dem Umweg über Futtermittel. Man könnte sagen, dass wir aus Fantasielosigkeit
unseren Speisezettel verarmen ließen. Es bedeutet aber vor allem auf
der Erzeugerseite ein Risiko,besonders weil die Zahl der einzelnen Sorten
stark abgenommen hat.
Der Weizen wird nicht nur auf dem jeweiligen Feld als Monokultur angebaut,
sondern durch die große Verbreitung von inzwischen nur noch wenigen
Sorten weltweit entsteht so etwas wie eine "globale Monokultur" (geringe
Biodiversität lautet der Fachbegriff). Das widerspricht der Vielfalt
der Natur und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich spezialisierte
Schädlinge entwickeln. Bisher hat man es geschafft, die sich teilweise
rasend schnell ausbreitenden Pilzarten, die den Weizen befallen, durch
Fungizide zu bekämpfen, aber es bilden sich Resistenzen und der Einfallsreichtum
der Natur hält die Entwickler von Pestiziden immer wieder in Atem.
Auch wer glaubt, mit Gentechnik die Natur überlisten zu können,
wird eines besseren belehrt werden und früher oder später feststellen,
dass die Natur haushoch überlegen ist ... mal ganz abgesehen davon,
was Pestizide und Gentechnik für unser Grundnahrungsmittel und damit
für uns Menschen bedeuten ... Stichwort: Der Mensch ist, was er isst!
Am Beispiel Reis aus [Subsistenzproduktion - Weltproduktion]: "Von
beispielsweise einst 400.000 bekannten Reissorten wurden in Indien während
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch mehr als 30.000 Sorten
angebaut. Gegen Ende des Jahrhunderts waren noch etwa 30 Hybrid-Sorten
im Einsatz. Ein dramatischer Verlust, der ungeheure Risiken wie riesige
Ernteausfälle durch Krankheitserreger und ungünstige äußere
Umstände herauf beschwört."
Siehe auch: Alte Getreidesorten in Deutschland (19. Jhd. 1000
-> heute 30 Weizensorten)
Herr Stumpf, wenn Sie schreiben "Nun ja jedenfalls ist das Korn an
sich ja noch kein Nahrungsmittel" ... kann ich das nicht nachvollziehen.
Vielleicht liegt es daran, dass heutzutage Zusammenhänge nicht mehr
sichtbar sind? Wir haben das Korn in Säcken in der Speisekammer. 25
kg Weizen oder Roggen kosten knappe 20,- € (demeter-Qualität). Dinkel
kostet fast das doppelte. Wenn wir Mehl brauchen, schöpfen wir mit 'ner
Schüssel aus dem Sack in die Mühle und stellen die Schüssel
unter die Mühle ... Bald darauf sind Pizza, Nudelfleckerl, Kuchen, Apfelstrudel
... fertig.
2. TIERFUTTER
Etwa die Hälfte des weltweit geernteten Weizens dient als Futtermittel.
Auch das sollte eher reduziert werden (vgl. oben) und auch hier spricht
es für eine gewisse Fantasielosigkeit der Menschen, denn von Natur
aus würden die Tiere meistens etwas anderes fressen - z.B. die Rinder
Gras (bzw. Heu) und das sollten sie auch. Am Beispiel unserer Enten: Das
Geflügel-Körnerfutter, das sie von uns bekommen besteht aus Weizen
und grob geschrotetem Mais. Wenn sie können, fressen sie aber alles
Mögliche. Sie wühlen im Boden nach Insekten, Würmern, Schnecken,
ernten Samen von verschiedensten Gräsern und Blumen, fressen alle möglichen
Blätter, fangen Fliegen ...
3. NACHWACHSENDE ROHSTOFFE
Holz, Bambus, Baumwolle, Flachs, Leinen, Kokos, Sisal, Wolle, Bettfedern, Leder,
Fell, Bienenwachs, Kork, Kautschuk usw. - sind die altbekannte und beliebte Rohstoffe
aus der Natur. In jüngerer Zeit kommen weitere dazu, die vor allem die fossilen
Energieträger ersetzen sollen, z.B. Pflanzenöl für Motoren, was
ich erst mal gut finde. Dazu passt der Einwand von Herrn Walter (Antwort 12):
"Dass man instiktiv erstmal Vorbehalte hat, Nahrungsmittel zu verheizen, ist
also wenig begründet. Bei Diesel aus Rapsöl hat man sich ja auch dran
gewöhnt." Der Einwand scheint für's erste einleuchtend, aber
ich drehe die Frage erst mal um: Haben wir uns schon an zu viel gewöhnt?
Geht die Rohstoff-Produktion schon auf Kosten der Nahrungsmittel-Produktion?..
bei uns wohl nicht, aber weltweit schon eher (siehe Thema Hunger ... unten). Außerdem
gibt's weitere Unterschiede: Raps ist wenigstens keine der "7 Säulen der
Ernährung" und es ist auch nicht gerade das wertwollste Öl. Olivenöl
oder Sonnenblumenöl würde ich nicht als Treibstoff verwenden. Akzeptabel
fände ich auch Ölpalmen, wenn sie nicht auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion
gehen oder z.B. Leindotter, der das als Zwischenkultur im modernen "Mischfruchtanbau"
sowieso nicht tut. Schließlich ist auch die Gewinnung von Rohstoffen (einschließlich
Treibstoffen) noch ein höheres Ziel, als die bloße Verbrennung (siehe
zwei Punkte weiter unten). Die Erzeugung von Ethanol als Treibstoff(zusatz) aus
Weizen (oder Hafer, Gerste, Roggen ...) finde ich trotzdem nicht in Ordnung (es
sei denn er wäre verdorben, z.B. schimmlig) - da muss es andere Pflanzen
geben ( siehe z.B. "Holz wird zu Öl").
4. HUMUS-PFLEGE
Unser Ackerbau ist bisher nicht nachhaltig. Auf der Seite www.regenwurm.de gibt
es viele interessante Artikel, z.B. [2] Großfeld und Garten
(leider nicht mehr online). Dieser längere aber lesenswerte Text beschreibt
schön, wie der Anbau von Weizen und anderen einen Raubbau am Boden bedeuten
(einige Zitate siehe unten). Der ursprünglich vorhandene Humus wird immer
weniger und damit die Fruchtbarkeit des Bodens, es kommt zu Erosion... Allein
der traditionelle nasse Reisanbau ist bisher nachhaltig. Im übrigen Ackerbau
hat man dieses Ziel noch nicht erreicht. Interessant ist auch der Artikel Reichtümer
der schwarzen Erde (leider nicht mehr online). Er handelt davon, wie
die Ukraine, einst "Kornkammer Europas" durch übertriebenen Weizenanbau viel
von der Qualität ihrer Böden eingebüßt hat.
Die Menschen neigen ja zu einfachem Denken. Bei ihrer Ernährung
waren sie alsbald stolz, die Hauptnährstoffe Eiweiß, Fett und
Kohlehyrate entdeckt zu haben und sie fingen an, diese zu extrahieren
(Beispiel Zucker). Hin und wieder redet jemand von diesem Vitamin, jenem
Enzym oder Mineral. Neuerdings meint man, einzelne davon künstlich
zusetzen zu müssen, teilweise dann wieder überdosiert... Warum
lässt man es nicht bei der natürlichen und vielfältigen
Mischung in naturgemäß erzeugter, abwechslungsreicher Nahrung?
Das ist es doch, worauf der Mensch sich seit Urzeiten eingestellt hat.
Ähnlich vereinfacht denkt man beim Pflanzenbau, nur dass es hier
Stickstoff, Phosphor und Kali sind, auf die man sich konzentriert (wenn's
gut läuft noch Kalk und Magnesium). Vergessen wird dabei, dass eine
Vielzahl von Stoffen zu einer gesunden Pflanzenentwicklung gehören
und dass ein intaktes Bodenleben diese bereitstellen kann. Statt dessen führt
man die Hauptnährstoffe (als Mineraldünger) zu, um das Wachstum
anzuregen. Die übrigen Nährstoffe stehen aber nicht in größerer
Menge zur Verfügung - im Gegenteil, sie werden weniger, weil das Bodenleben
durch die Mineraldünger Schaden nimmt. Außerdem mangelt es diesem
an Schutz und Futter, weil pflanzliche Substanz bei der Ernte abgeführt
aber keine zurückgebracht wird (siehe Produktionsgrundlage Boden - "Boden ist kein Nährstoffbehälter"...).
Abhilfe kann im Gartenbau die Kompostwirtschaft schaffen. Beim Ackerbau
ist es schwieriger, aber auch hier pflegt man den Boden, indem man ihm pflanzliche
Substanz zurück gibt. Wie beim Kompost ist dabei das C/N-Verhältnis
interessant: Die Kleinen Helfer im Boden brauchen einen Teil Stickstoff,
um 30 Kohlenstoffteile aufzuarbeiten. Bei grünen Pflanzenteilen liegt
das C/N-Verhältnis um 30 (=ausgewogen) oder darunter (="eng") und
ist unproblematisch. Bei Holz ist es mit über 500 sehr weit (Kohlenstoffüberschuss),
wodurch Holz und holzige Abfälle prädestiniert sind, verbrannt
zu werden. Stroh (50 ...150) ist ein Grenzfall. Es könnte verbrannt
oder besser (z.B. zusammen mit Stickstoff lieferndem Mist -> Einstreu)
der Humuspflege dienen.
Zitate aus Boden / Humus / Mutterboden : "Vor 200 Jahren hatten die landwirtschaftlichen
Nutzflächen in den meisten Ländern eine Humusschicht von durchschnittlich
60 Zentimetern, auf der unsere Nahrung wuchs. Heute ist diese Schicht, besonders
in den USA, auf knapp 25 Zentimeter reduziert worden. Weitere 3 Zentimeter gehen
alle 20 Jahre verloren." ... "Wir brauchen unseren Boden zum Nahrungsanbau! Er
ist eine zu kostbare Ressource, als daß er mit einer derartigen Geringschätzung
behandelt werden darf. Auf der anderen Seite sind ungerodete Wälder die einzigen
Flächen, auf denen die Erosion des Humus überhaupt kein Problem darstellt."
5. VERBRENNUNG
Verbrannt werden kann ziemlich viel: Kohle, Erdöl, Erdgas, Biogas,
Wasserstoff, Müll, Klärschlamm und alle Pflanzenteile in trockenem
Zustand. Üblicherweise wird so gewirtschaftet, dass Verbrennen die
letzte Wahl ist. Beim Müll heißt es etwa "Verwertung geht vor
Verbrennung". Klärschlamm wird nicht mehr auf Felder ausgebracht, sondern
verbrannt (oder deponiert), wegen der enthaltenen Chemikalien (ebenfalls
fragwürdig). Wenn ich einen morschen Ast habe und ein übriges Brett,
verarbeite ich zuerst den Ast zu Brennholz, weil man den sicher nicht anderweitig
braucht usw.
Weizen zu verbrennen, kann ich mir nur vorstellen, wenn er verdorben
ist (schimmlig, Stinkbrand ...wenn nur Käfer drin sind kann ich ihn
immer noch den Enten geben). Ich würde ihn als Zugabe zu Hackschnitzeln,
Pellets oder Scheitholz verwenden. Bei einem zu großen Anteil gibt's
Schwierigkeiten, weil die Asche einen niedrigeren Schmelzpunkt (700-800
°C gegenüber 1200 °C bei Holz) hat und zu Schlacke zusammenbäckt
- so viel zur sachlichen Beantwortung der Frage von Herrn Stumpf (Es ist
sonst nicht meine Art, so viel jenseits der Fragestellung zu antworten).
Es gibt Spezialkonstruktionen mit bewegtem Rost, was ich aber für überflüssig
halte, denn verdorbener Weizen sollte sowieso die Ausnahme sein. Außerdem
sieht man daran, dass er nicht prädestiniert ist, verheizt zu werden.
Wenn Pflanzen schon extra zum Verbrennen angebaut werden, dann muss es doch nicht
ausgerechnet Getreide sein (fantasielos, einseitig: noch mehr Getreideanbau, vgl.
1. und 2.). Es gibt so viele andere, z.B. Chinaschilf (ertragreiche C4-Pflanze) ... oder Bäume.
Die traditionelle Forstwirtschaft erlaubt eine mehrfache Nutzung: schöne
Landschaft, Spazierengehen, Pilze-Sammeln..., Lebensraum für Wild, Vögel
..., Gewässerschutz, Bauholz (Rohstoff, siehe 4.) und Brennholz - alles ohne
Chemieeinsatz, mit relativ wenig Arbeitsaufwand und kaum Humusverbrauch. Wald
schützt Humus und fördert seine Neubildung, siehe: [Boden / Humus / Mutterboden].
Weitere Aspekte
HUNGER IN DER WELT
Was sollen Menschen in der 3. Welt von uns denken, wenn ihnen zu Ohren
kommt, dass bei uns Weizen verheizt wird?
Wahrscheinlich fehlt ihnen jegliches Verständnis - und haben sie
nicht recht?
Die Gründe für Hunger sind vielschichtig - Kolonialisierng,
Großgrundbesitz, Korruption, Ausbeutung (auch durch uns), Konflikte,
Kriege ... (siehe z.B. Subsistenzproduktion - Weltproduktion und Das Geschäft
mit dem Welthunger)
Es liegt nicht einfach daran, dass es zu viele Menschen gäbe oder
zu wenig Nahrungsmittel. Es ist ein Verteilungsproblem.
Es heißt nicht zu Unrecht, dass Hilfe zur Selbsthilfe die beste
Hilfe ist, aber oft genug ist eben doch konkrete Hilfe gefragt. Udo Jürgens
singt in seinem schönen Lied mit dem Titel "Ich glaube": "... dass
den Hungernden zu speisen ihm besser dient, als noch so kluger Rat".
Wenn man mal die Menschheit als Ganzes betrachtet, ist es dann nicht lächerlich,
dass (trotz allen Fortschritts) die einen nicht wissen wohin mit ihrem
Getreide und die anderen verhungern? Innerhalb einer Familie würde
man ja auch nicht einen verhungern lassen, nur weil er nicht genug leistet
oder weil man befürchtet, man könnte Faulheit unterstützen.
Anders als bei uns, führt in der 3. Welt die Landwirtschaftliche Produktion
für den Export (z.B. Futtermittel für unseren Fleischkomnsum) heute
schon oft zu Hunger im betreffenden Land. Zitat: Der brasilianische Bischof
Don Helder Camara bringt es sogar noch drastischer auf den Punkt: "Das Vieh der
Industrieländer konkurriert mit den Menschen der Entwicklungsländer."
Da besteht schon die Gefahr, dass auch Energiepflanzen für den Export den
Nahrungsanbau für den eigenen Bedarf verdrängt.
BAUERN ZWISCHEN DEN FRONTEN
An unserer Landwirtschaft wird das Nord-Süd-Gefälle sichtbar.
Unsere Bauern messen den Lohn ihrer Arbeit natürlich am hiesigen Lebensstandard,
aber ihre Produkte konkurrieren mit jenen aus armen Ländern mit viel
geringerem Lohn und Lebensstandard. Die Schuld allein der EU-Agrarpolitik
zu geben, greift etwas zu kurz. Vielmehr versucht die EU krampfhaft, einen
Ausgleich zwischen diesen Extremen zu bewerkstelligen, um bei uns eine
Landbewirtschaftung überhaupt aufrecht zu erhalten.
ZWANG DES MARKTES ?
Wenn Bauern sagen, dass sie den Weizen verheizen, weil das für
sie die wirtschaftlichste Nutzung ist, dann verstehe ich das allenfalls
als Hilferuf, dass so manche Relationen nicht stimmen. Wenn sie es wirklich
tun, habe ich aber trotzdem kein Verständnis - ähnlich wie wenn
Lastwagenladungen von Tomaten oder Orangen ausgekippt werden "aus Protest"
... oder um Preise künstlich hoch zu halten - da soll man halt weniger
davon anbauen oder es im Zweifel lieber verschenken. Es gibt immer noch
genügend Leute, die sich kaum Orangen leisten und es gibt Länder,
die sich kaum Weizenimporte leisten können.
GELD ALS MASS ALLER DINGE ?
Unser Bundespräsident Johannes Rau hat zum Jahreswechsel gesagt,
dass das Geld eben nicht Maß aller Dinge sein soll. Das ist sehr weise.
Geld ist ein praktisches Hilfsmittel für den Tauschhandel, aber mehr
nicht. Wenn jeder nur macht, was Geld bringt, fehlen Weitsicht, Anstand,
Soziales ... (Beispiele: Ausbildung, Ressourcen-Schonung, Humuspflege). Man
kann mit dem Argument, dass es Geld bringt, wohl jede Gaunerei rechtferigen.
Man hört immer wieder: So wie dieses oder jenes früher gemacht
wurde - das kann man sich heute gar nicht mehr leisten. Warum eigentlich
nicht? Wir sind schon ziemlich unfrei - ziemliche Sklaven des Geldes!
VERWÖHNT DURCH'S ÖL ?
Wenn man nach dem Slogan geht "Die Preisuntergrenze der Agrarprodukte
wird von ihrem Heizwert bestimmt", was passiert dann eigentlich, wenn das
Öl knapper und immer teurer wird? Werden dann auch Weizen, Brot ...
immer teurer? Wie gut, dass man Milch nicht tanken kann - die ist viel billiger
als Benzin (was ich nicht gut finde).
Öl & Co haben den Menschen viel Wohlstand gebracht, aber
sie laden auch zur Verschwendung ein und der Weg zurück ist mühsam.
Der Sinn und Segen der alternativen Energien (und dieses Forums) ist es
ja, uns aus der Abhängigkeit von den alten Energien zu befreien. Die
zukünftige Energie wird bis auf weiters nicht so billig sein, wie das
Erdöl, das in dicken Rohren aus dem Boden strömt. Beispiele: Ölpalmen
müssen gepflanzt und geerntet werden. Solarkraftwerke in der Wüste
oder Solaranlagen auf unserern Dächern müssen gebaut und instand
gehalten werden. Mehr Arbeitsaufwand bedeutet teurer. Es hat daher keinen
Sinn, wenn man mit alternativen Energien versucht, den immer weiter steigenden
Ansprüchen hinterher zu laufen.
(Lesen Sie dazu die gut geschriebene Seite Was kann
und soll die Energiewende bedeuten Priorität für Einsparung.)
Beispiele: Wer sein Wasser solar erwärmt, wird meist auf eine Zirkulation
verzichten, um den Vorrat nicht vorschnell aufzubrauchen. Wer eine Photovoltaik-Inselversorgung
hat, wird wahrscheinlich weniger Geräte Nonstop im Standby an lassen.
Bevor ich Weizen im Ofen verbrenne, würde ich eher garnicht heizen,
sondern in Eskimogewand im Haus herumlaufen. Manche glauben, das ginge nicht,
aber die Tiere draußen machen es uns vor (extrem ausgedrückt
- so weit muss es ja nicht kommen).
Wolfram Zucker
Letzte Änderung: 17. Januar 2024
Weiterführende Links - und Zitate daraus
[01] Weltkultur im Gemüsebeet (Sieben Säulen der Welternährung)
[02]
Subsistenzproduktion - Weltproduktion (Hausarbeit)
[03] Alte
Getreidesorten in Deutschland (19. Jhd. 1000 -> heute 30 Weizensorten)
[04] Mehr Arten und mehr Leben auf Bioäckern (ehemals auf der Sonnenseite.com)
"Die Vielfalt in der Natur ist zugleich ihre Überlebensgarantie."
[05] Fallstudie Indonesien - Probleme bei der Intensivierung
"in den USA mußte man die Weizensorten alle fünf Jahre wechseln"
[11] Nachwachsende Rohstoffe (ehemals Glossar auf der Sonnenseite.com)
[12] Biomasse ... Holz wird zu Öl. (ursprünglicher
Link funktioniert nicht mehr)
[13] Mischfruchtanbau statt Monokultur (ursprünglicher Link funktioniert
nicht mehr)
[14] BN für Förderung des Mischfruchtanbaus mit Ölertrag
[15] Treibstoff der Zukunft: Wasserstoff oder Pflanzenöl?
"...Ölpflanzen, die zum Teil wie "Unkraut" gedeihen (z.B.
Ricinus in den Tropen, Purgiernuss in der Sahelzone und Leindotter in Mitteleuropa"
[16] Die Waldwende - Eine Chance für das Leben
(Sonnenseite)
[21] Großfeld und Garten (Humus ...)
(leider nicht mehr online - ehemals unter http://www.regenwurm.de/fr301.htm)
Zitate daraus: "Die Menschheit kann sich bei diesem Triticum
[gemeint ist Weizen] mit mehr Recht bedanken, als bei vielen hochgepriesenen
Helden und Königen, denn es hat unendlich viel mehr für sie getan."
aber:
"Soweit das Beispiel Ungarn, sein Glück und Untergang als Weizenkammer
Europas. Es zeigt in tragischer Anschaulichkeit, wohin die WeizenWeizenkultur
logischerweise führen muß. Ein solcher unzweckmäßiger
Fruchtwechsel ist allein schon imstande, ausgesprochene Dürren hervorzurufen
..."
"Und dennoch hat nichts so sehr zur Humusverwüstung der Welt: beigetragen,
wie die Poesie der ,wogenden Weizenfelder"
zum Vergleich Reis:
"Man könnte mit Recht sagen, daß der Ausgleich des Humusersatzes,
der im gemäßigten Klima bisher so ganz und gar nicht gelungen ist
als eine unumgängliche Vorbedingung des Reisbaus betrachtet werden muß,
und daß somit dieser der bestimmende und staatserhaltende Faktor der seit
Jahrhunderten maßlos übervölkerten Riesenreiche des fernen Ostens
geworden ist. Hätte dort der Humusschwund in demselben Tempo wie hier dieselben
Fortschritte gemacht, so wären schon längst Politik und Wirtschaft
in einem unbeschreiblichen Chaos zusammengebrochen."
[22] Reichtümer der schwarzen Erde (Geschichte der Ukraine)
(leider nicht mehr online - ehemals unter http://www.regenwurm.de/fr482.htm)
[23] Boden / Humus / Mutterboden
[24] Produktionsgrundlage Boden (Boden ist kein Nährstoffbehälter)
[31] Kommentar (kritisch)
[41] Was kann und soll die Energiewende bedeuten (Priorität
für Einsparung)
[42] Sonnleitner: Die Deutschen essen sich krank (ehemals auf der Sonnenseite.com)
"Jetzt zum Auftakt der Grünen Woche in Berlin sind sich
alle einig: Lebensmittel sind in Deutschland zu billig. Und: Billiges Essen
bedeutet mehr Krankheiten."
Politik
muss Verlust der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft stoppen
+ 18.01.2005 + Nur noch zwölf Pflanzenarten und
fünf Nutztierarten bilden die Grundlage unserer Ernährung. 99,6 Prozent
der Kulturpflanzen bleiben hingegen ungenutzt und rund 2000 Nutztierrassen sind
derzeit vom Aussterben bedroht. Das wissenschaftliche Verbundprojekt "Agrobiodiversität
entwickeln!" untersuchte die Ursachen und Folgen, die der Verlust der Artenvielfalt
im Bereich der Landwirtschaft mit sich bringt.
Letzte Änderung
17. Januar 2024
Wolfram Zucker
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