Im Religionsunterricht in der Schule lernten wir einst über die sieben
Tugenden.
Das klang interessant und ich war ganz gespannt, was da kommen würde. Wie
sollte man am besten sein?
Ich musste jetzt erst wieder nachsehen. Es werden wohl diese sieben Tugenden
gewesen sein:
Die drei christlichen Tugenden: Glaube, Liebe und Hoffnung
und die antiken Kardinaltugenden: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit
und Mäßigung.
Das waren ja wirklich spannende Begriffe, welche die Phantasie beflügelten
...
Nur die letzte Tugend - mit der konnte ich wenig anfangen. Die klang eher langweilig.
Erst viele Jahre später wurde mir ihr Wert bewusst. Für Hildegard
von Bingen war Das rechte Maß (discretio) sogar die Mutter aller Tugenden.
Mirt gefällt der Begriff auch - und so habe ich ihn als Überschrift
gewählt.
Mit vielen Dingen ist es so: Sie waren einst eine gute Idee - aber heute gibt
es zu viel davon - und das hat deutliche Nachteile.
Hier folgen die Beispiele.
Eigentlich ist Papier eine tolle Erfindung, um Bücher drucken zu können,
die man in Ehren hält ... oder auch nur für eine Notiz ...
Heute haben wir so viel Papier, dass nur ein Bruchteil dessen je gelesen wird,
was gedruckt wird. Viele Leute haben regelmäßig eine ganze Tonne
voll Altpapier. Jeder Verein, der was auf sich hält, bringt eine eigene
Zeitschrift heraus. Jeder Supermarkt etc, druckt Werbeprospekte, welche z.B.
der lokalen Zeitung beigelegt werden, und diese mehr als Etui für die Prospekte
erscheinen lässt. Viele davon wandern ungelesen ins Altpapier. Die Bürokratie
tut ein Übriges. Schließlich verwenden Viele für jeden Fleck,
der aufzuwischen ist oder für jedes mal Nase-putzen ein Stück Papier.
Das Übermaß ist nicht egal, denn Papierherstellung braucht viel Energie
- und Holz.
Zur Flutkatastrophe 2010 in Pakistan, bei der ein Drittel des Landes überschwemmt
war, sagte die deutsche Ordensschwester Ruth Pfau (Domradio 9.8.2010): "Was
mich am meisten ärgert ist, dass wir selbst schuld sind an der Flut. Ich
habe das über die letzten 20 Jahre mitverfolgt: Pakistan ist eines der
Länder, in denen am meisten abgeholzt wird." Schon 1995 stand
in einem GEO-Heft, wie der Norden Pakistans großflächig abgeholzt
wurde (Holz ging z.B. für Papierproduktion nach Japan).
Unser Papierholz kommt eher aus Südeuropa, z.B. von Eukalyptus-Plantagen
in Portugal. Diese brennen leicht und so kam es im Juli 2017 zu verheerenden
Waldbränden. Andererseits wären diese Anbaugebiete auch gut für
Esskastanien geeignet, die ein wertvolles Lebensmittel liefern könnten,
statt so viel Papier.
Auch Kunststoff (Plastik) ist für manchen Zweck eine tolle Erfindung,
etwa für einen Regenumhang ...
Es wird aber viel zu viel daraus gemacht, wo Naturmaterial besser wäre.
Es gibt z.B. Fußabtreter-Matten aus Gummi, mit einem "Faserteppich"
auf der Oberseite. Diese gibt es mit Baumwolle oder mit Kunstfaser - wobei die
mit Baumwolle viel besser funktionieren, weil sie viel saugfähiger sind.
Ähnlich wird es mit sonstiger Kleidung sein (also wenn es kein Regenumhang
ist). Auch wegen der Fasern, die ab gehen und irgendwo in der Umwelt landen,
sind Naturfasern viel unbedenklicher. Wenn Kleidung aus Kunstfasern am Körper
Feuer fängt, kann sie ankleben und man bekommt sie brennend kaum ab ...
Ziemlich ärgerlich finde ich Mikro- oder Nano-Plastik in Kosmetik oder
Zahnpasta. Was hat das da verloren? Man wird immer auch kleine Mengen schlucken.
Wer möchte das?
Die Konsequenzen sind einerseits unnötiger Verbrauch an Erdöl, Betrieb
von Fabriken ... und andererseits unnötig viel Plastik im Müll, in
der Umwelt - in der Landschaft, in Böden, Gewässern, Meer, aber auch
in Tieren und Menschen..
Siehe auch:
Plastic Planet - ein Dokumentarfilm von Werner Boote Trailer
oder ganzer Film (1
Stunde 35:05)
und Plastictides.com
interview with Rebecca Hosking (engisch, 10 Minuten)
Aluminium ist ein tolles Metall. Es "rostet" nicht. Genauer gesagt
bildet es auf seiner Öberfläche schnell eine Oxydschicht, welche das
Metall darunter schützt. Dadurch ist es sehr wetterfest. Es leitet gut
Wärme und Strom - beides nicht ganz so gut wie Kupfer, aber es kann das
knappere Kupfer teilweise ersetzen, wo es nicht ganz so darauf ankommt - für
Kühlkörper oder inzwischen auch für Starkstromkabel.
Es gibt aber Anwendungen, wo Aluminium das falsche Material ist.
Ein typisches Beispiel sind Fenster. Die Wetterfestigkeit ist zwar ein Vorteil,
aber die Wärmeleitfähigkeit ein Nachteil. Mein Cousin hat mal in einer
Wohnung gewohnt, deren Alu-Fenster ein Hauptgrund waren, auszuziehen. Das Alu
war ständig beschlagen, weil es eine Kältebrücke zwischen außen
und innen war. Es gibt zwar thermisch getrennte Alu-Fenster, aber auch da finde
ich Alu wenig geeignet. Besser ist, wenn der ganze Fensterrahmen eine Dämmwirkung
hat und nicht nur eine Trennschicht in der Mitte ...
Alu ist zwar leicht, aber nicht so stabil wie z.B. Stahl. Daher muss bei einem
Alu-Fahrrad das Material dicker sein, was den Gewichtsvorteil ziemlich
aufzehrt. Außerdem hat es keine Warnfähigkeit, bricht also ohne Vorwarnung.
Für ein Fahrrad finde ich es daher das falsche Material und nicht zu empfehlen.
(Bei Leitern scheint es anders zu sein - wahrscheinlich wegen weniger stark
dynamischer Belastung.)
Für Töpfe früher, und heute noch als Lebensmittelverpackung (Joghurtdeckel
...) finde ich es auch das falsche Material, weil es sich mit Säuren lösen
kann und wohl nicht gesund ist. Noch schlimmer finde ich es als silberne "Lebensmittelfarbe"
auf Torten und Süßigkeiten oder als Wirkverstärker in Impfstoffen.
Im Blutkreislauf hat es wirklich nichts verloren!
Allgemein sollte man Alu sparsam und überlegt verwenden - nicht dort wo
es ohnehin das falsche Material ist oder für kurzlebige Dinge - weil die
Herstellung zum Einen sehr viel Energie verbraucht und zum Anderen die Gewinnung
eine sehr schmutzige Angelegenheit ist. Siehe z.B. Film Die
Akte Aluminium
Es ist gut, wenn Produkte so gebaut sind, dass möglichst wenig Unfälle
damit passieren oder sie sonst wie schädlich sind.
Leider haben Gerichte (vor allem in den USA) auch in absurden Fällen "Geschädigten"
Recht gegeben - so als würde von den Menschen keinerlei gesunder Menschenverstand
erwartet. Sprichwörtlich wurde der Fall, wo jemand die Katze in der Mikrowelle
trocknen wollte. Auch jemand, der sich an "zu heißem" Kaffee
aus einer Kaffeemaschine verbrannt hatte, bekam Recht.
Solcher "Rechtsprechung" verdanken wir, dass Bedienungsanleitungen
heute oft mit seitenweise Warnhinweisen beginnen. Die Hersteller sind genötigt,
sich auf die Weise zu schützen. Es verbraucht unnötig Paier (siehe
oben) - und man muss erst bättern, bevor man etwas über die eigentliche
Bedienung findet.
Die Fürsorglichkeit ist eine der schönsten Eigenschaften der Menschen
(besonders der Frauen). Bei Tieren kennt man in der Hauptsache die Fürsorglichkeit
für die Kinder und die ist auch bei Menschen besonders schön mit anzusehen.
Bei Menschen geht es aber weit darüber hinaus. Ich denke z.B. an Bergwerksunglücke,
wo man alles unternimmt, um Verschüttete zu bergen, auch unter Lebensgefahr
für die Helfer. Es ist mir wichtig, diese schöne Eigenschaft nicht
madig zu machen.
Wer hätte gedacht, dass es auch davon ein Zu-viel geben kann?
Ein einfaches Beispiel, das ich eigentlich nicht meine, wäre, wenn jemand
die Fürsorglichkeit nicht möchte. Da gab es mal einen Sketch, wo jemand
wohlmeinend eine Oma über die Straße führt, die dadurch den
Bus verpasst, auf den sie gewartet hatte. (Ich habe das Video nicht gefunden,
aber hier wird es erwähnt: Nicht
jeder Streuner sucht ein Zuhause!)
Was ich meine ist, wenn Fürsorglichkeit wegen der Mühe, die man nicht
durchhalten kann, am Ende zu Ablehnung führt.
Ein einfaches Beispiel:
Vor vielen Jahren ist bei uns eine Katzenmutter, die gerade Junge hatte, nicht
mehr gekommen (vielleicht überfahren worden?). Unsere Mutter hat sich viel
Mühe gegeben, die Kleinen mit dem Fläschchen gefüttert und sie
mit dem Waschlappen geputzt, wie es sonst die Katze mit ihrer Zunge tun würde.
So sind die Kleinen groß geworden ... aber schließlich sagte unsere
Mutter, sie möchte keine Katzen mehr, weil sie so viel Arbeit machen.
Das ist nur ein harmloses Beispiel - nicht schlimm, denn man muss ja keine Katzen
halten - wenn auch ein etwas trauriges Fazit. Es gibt aber noch viel mehr Beispiele.
In Indien ist es Tradition, dass Mädchen eine große Mitgift bekommen,
Schmuck ... oder am besten ein Haus. Das war sicher gut gemeint als tolle Starthilfe
für's Leben. Es führt aber dazu, dass viele Eltern keine Mädchen
wollen, weil sie dann für die teure Mitgift sorgen müssten. Nicht
wenige Mädchen werden deswegen vor oder nach der Geburt umgebracht - so
viele, dass es zu einem deutlichen Männerüberschuss in Indien geführt
hat. Das ist die zweite Seite der Medaille. Da würde ich, wenn ich ein
indisches Mädchen wäre, lieber auf eine Mitgift verzichten, aber dafür
leben!
Das lässt sich schließlich auf die ganze Menschheit übertragen.
Ich bin daher sehr kritisch gegenüber allem, was den Aufwand für das
Leben erhöht, und sei es noch so gut gemeint, wie im Namen der Sicherheit
(Warnwesten, Rauchmelder ...), Gesundheit (Krankenversicherung, Defibrilatoren
...) oder Bekämpfung der Armut ... Dann kommen die Umweltschützer
und folgern angesichts des ganzen Aufwandes, es gäbe zu viele Menschen
(und stellen damit mehr oder weniger bewusst das Lebensrecht in Frage). Siehe
mein Beitrag Die Menschen
an sich sind nicht das Problem.
Es ist auch ein Hauptgrund, diese Seite zu schreiben, mit all den Dingen, von
denen es unnötig viel gibt.
Dann lieber weniger Aufwand und mehr Leben. Mahatma Gandhi: Live simply so
that others may simply live.
Geld ist eine praktische Erfindung zur Erleichterung des Tauschhandels - damit
nicht, wenn dere Jäger ein Brot kaufen möchte, der Bäcker ein
Reh entgegen nehmen muss.
Darüber hinaus werden Erwartungen mit dem Geld verbunden, die es kaum erfüllen
kann:
Anerkennung
Viele denken, das Geld, das sie bekommen sei eine Anerkennung für ihre
Leistung. Naja, von mir bekommt Jemand vor allem dafür Anerkennung, was
er macht, ohne dafür Geld zu bekommen.
Aufbewahrung von Wohlstand
Manche sagen, der Generationenvertrag habe ausgedient, und verkaufen gern Geld-Anlagen
als Altersversorgung. Der größte Teil des Wohlstandes muss aber laufend
neu erarbeitet werden (der Bäcker, der das Brot bäckt, die Polizei,
die den Einbrecher jagt ...). Ohne junge Leute würde das für die Alten
niemand machen und ohne Generationenvertrag könnten die Jungen sagen: "Behaltet
euer Geld. Wir machen uns ein neues.")
Glück
Eigentlich ist es eine Binsenweisheit, dass Geld allein nicht glücklich
macht. Trotzdem ist es verlockend. ob man nicht im Lotto gewinnt oder bei "Wer
wird Millionär?" aber ob es den Gewinnern wirklich Glück bringt,
ist eine andere Frage. Dazu ein passender Spruch:
In Armut bist du heiter, Freund: Drum hüt dich
vor Fortunens Tücke daß nicht ihr Neid erwacht und meint, du lebtest
in zu großem Glücke.
Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781)
Gute Taten
Geben ist seeliger als nehmen, heißt es - und so wollen Manche, die zu
viel Geld gekommen sind, es für einen guten Zweck einsetzen. Aber selbst
der gute Zweck stellt sich bei genauerer Überprüfung oft als gar nicht
so gut heraus. Jemand hat es mal treffend gesagt: "Bei Geld ist es nicht
leicht, es mit Anstand wieder los zu werden."
Ich finde es gut, wenn man sich danach richtet, wie jemand genannt werden möchte.
Heute gibt es aber eher zu viel Vorsicht, nur ja nicht einen "verbotenen"
Begriff zu verwenden.
Dabei hörte ich, dass etwa Zigeuner oder Eskimos gar nicht unbedingt etwas
dagegen haben, so genannt zu werden. Es kommt darauf an, wie es gemeint ist.
Ganz sicher ist es Tieren und Pflanzen egal, wie man sie nennt. Ich habe nichts
gegen Raubvögel - und da klingt es für mich nicht besser, sie in Greifvögel
umzubenennen. Ich sage auch weiterhin Unkraut (und nicht Beikraut oder Wildkraut)
und bin mir dessen Wert durchaus bewusst, indem es z.B. den Boden bedeckt und
verbessert, vielen kleinen Tieren dient. Ich habe sogar ein Lieblingsunkraut,
den Rainkohl, den ich gern als Salat verwende. Ich mache mir allerdings auch
einen Spaß daraus und nenne die Schädlinge im Garten gern Mitbewerber.
Mir scheint, dass sich in der Begriffskosmetik eher ein schlechtes Gewissen
spiegelt. Wer das nicht hat, kann es entspannt angehen.
Mag sein, dass Staaten in der heutigen Welt (noch?) wehrhaft sein müssen,
um ihre Eigenständigkeit zu bewahren und nicht von anderen unterdrückt
oder eingenommen zu werden.
Die Staaten müssen aber aufpassen, dass sie selbst nicht der Grund sind,
aus dem sich andere verteidigen müssen!
Es ist klar, dass Wettrüsten ein Teufelskreis ist. Es genügt auch,
weniger wehrhaft zu sein.
Fortsetzung folgt. (Strom, Heizung, Licht, Gesetze, Vorschriften, Sicherheit,
Mobilität, Welthandel, Hygiene, Medizin, Stickstoffdünger, Digitales
...)
Letzte Änderung:
23. September 2023
Wolfram Zucker
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