Dieses habe ich am 24.02.2018 im www.peak-oil-forum.de als Antwort
auf "Ein einfacher Wassersammler" geschrieben.
Da das Forum leider seit ca. 22. September 2019 nicht erreichbar ist, wiederhole
ich den Beitrag nun hier.
... kommt eh keine ... Ist das eine Herausforderung?
Hallo mal wieder Kilon,
ja, ich schreibe hier nur selten, brauche meine Zeit für praktische Dinge, z.B. Holz machen, Einheizen (da sind wir schon beim Thema), aber auch viele andere Dinge "zufuß" machen, im übertragenen Sinn, wie Dinge reparieren, Unkraut selber jäten (statt ...), Lebensmittel selber anbauen (zur Zeit kann ich Weißkraut, Grünkohl, Topinambur, Mohrrüben unter dem Schnee ernten) ... es ist viel Arbeit (aber schön und sinnvoll), wenn man möglichst wenige der 60 Energiesklaven für einen arbeiten lassen will.
"uralt ... " Ich dachte erst, es bezieht sich darauf, dass Beduinen
Holz in der Wüste hacken.
Aber nein, weil die vorhergehenden Beiträge 4 Jahre her sind?
Ach, ich kenne das aus anderen Foren. Da sucht man nach einem Problem und findet eine Diskussion darüber. Zwischendrin lästert jemand, dass ein anderer "das alte Thema ausgegraben" hätte - ganz so, als müsse ein Thema nach ein paar Jahren irrelevant sein. Das erinnert mich daran, dass viele gelästert haben, weil Frau Merkel sagte: "Das Internet ist für uns alle Neuland". Freilich ist es Neuland. Die Demokratie und die Industrialisierung z.B. sind auch Neuland. Wir wissen noch nicht, wo sie uns hin bringen werden. Erst vor einer guten Woche habe ich von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen über den Blinddarm - gehört. Minute 17: Vor der Industrialisierung haben die Menschen kaum oder keine Blinddarmentzündung bekommen (von mir: vielleicht weil sie keine Antibiotika hatten und faserige/holzige Dinge gegessen haben und der Darm was zu tun hatte - wie auch die Zähne ...). Ähnlich ist es mit Kurzsichtigkeit und vielen weiteren Zivilisationskrankheiten (der Name sagt es ja). Für eine Bilanz, welche Neuerung sich bewährt hat, ist es zu früh.
So kleinlich oder kurzatmig sind wir in diesem Forum glücklicherweise nicht. Peak Oil ist ein Thema des ganzen Jahrhunderts (wer's nicht glaubt: Man achte nicht darauf, was sie sagen, sondern was sie tun. Zuerst kam das Öl von allein hoch - erst sogar ohne, dann mit Bohrung. Heute graben sie mit dem Bagger nach etwas Öl im Sand. Krieg im Irak, dann Fracking - verlängert das Plateau - dafür steilerer Abfall danach ...). Es ist ein Thema, wo man in langen Zeiträumen denken muss (auch die Anpassung dauert lang ...).
Der Beitrag ist ja ziemlich international - eine kleine Weltreise in Gedanken
- von Saudi Arabien über Ost-Sibirien: Ojmjakon (kältester Ort) und
Jakutsk (kälteste Großstadt), Deutschland, nebenbei: Jericho (tiefst
gelegene Stadt - noch ein Superlativ) bis Virginia/USA. (Weiter oben war noch
ein Italiener in Äthiopien und Elzeard Bouffier hatte in Südfrankreich
tausende Bäume gepflanzt, wo Köhler sie einst abgeholzt hatten.)
Eine kleine Weltreise des mit-Holz-heizens sozusagen.
Wie viel ist möglich? (ja, Gute Frage)
Antwort: Es kommt darauf an (sogar sehr).
Saudi Arabien
Da ist das Angebot extrem gering. Wie gesagt, die Beduinen sollten die wenigen
Büsche stehen lassen.
Eigentlich braucht man es dort nicht dringend. Es ist warm. Es gibt viel Sonne...
Ein Solarkocher (so'n Spiegel) wäre vielleicht was, das man den Beduinen
mitbringen könnte, wenn man sie mal besucht ;-)
Auf lange Sicht - wenn man der Begrünung der Wüste eine Chance gegeben
hat, gäbe es dort Potential, dass genug Holz nachwächst (es ist ein
ähnliches Problem wie mit der Überfischung der Meere ...)
Das Sekem-Projekt in Ägypten (ähnliches Klima) ist vorbildlich. Schließlich
war die Sahara mal Kornkammer Afrikas.
Russland, Sibirien allgemein
Eine Zeit lang habe ich gedacht, Russland ist groß, hat viel Wald und
ist dünn besiedelt. Sie könnten Pellets exportieren, als Ersatz für
den Export von Öl und Gas. Ein paar Wasserkraftwerke entlang der Bahnlinie
würden die Züge schon bis Westeuropa bringen, zum Beispiel. Inzwischen
denke ich, Erdgas ist leichter zu transportieren - zumindest wenn die Pipelines
schon liegen. Sollen sie lieber die Kohle und das Holz selber verwenden. Dann
sind die Europäischen Grünen glücklich, weil sie mit "sauberem
Gas" heizen ;-) Außedem kann Russland die wertvolle, weil Spurenelement-reiche
Holzasche behalten, vor der die Europäer sowieso Angst haben ("Schwermetalle"
und so). Die zwei Seitenhiebe konnte ich mir nicht verkneifen.
Ojmjakon
Ich hab mir mal Bilder von der Google-Bildsuche angeschaut. Lustige Eislandschaft
- passt ein bisschen, da wir gerade kalte Luft bekommen und allerhand Minusgrade
Ende Februar, wenn auch nicht so kalt und nicht aus Ost-Sibirien.
"Der Mann muss 2 Stunden (!) laufen bis er den Ort erreicht an dem er
Holz hacken darf" Ja, bei der Kälte wäre sonst in der Nähe
des Ortes vielleicht bald kein Wald mehr.
Ich weiß auch nicht, wie schnell die Bäume dort wachsen. Vielleicht
ähnlich wie bei uns im höheren Gebirge, wo die Bäume dem Wetter
trotzen, aber sehr langsam wachsen, so dass die Jahresringe eng sind und das
Holz hart.
Im weiteren Umkreis wird es wohl genug Holz geben. Dort scheint ja viel Wald
zu sein und auch wenn er langsam wächst, kann man sicher nachhaltig etwas
entnehmen für die wenigen Menschen, die da leben.
Deutschland
Selbst hier ist es sehr unterschiedlich.
Ich kenne ein Gebirgsdorf im Chiemgau. Wenn ich dort auf den Bergen unterwegs
bin und die vielen Baumstämme in den Wäldern herumliegen sehe, denke
ich mir, mit dem vielen Holz der umliegenden bewaldeten Berghänge könnten
alle Häuser im Ort mit vielleicht 5000 Einwohnern problemlos heizen. Die
hätten auch ihr Hallenbad nicht schließen müssen. Leider wurde
dort Jahre zuvor eine elektrische Wärmepumpe eingebaut - kein Wunder, dass
die Kosten untragbar waren. Holz gäb's genug. Man müsste es nur holen,
mit Seilwinde und Fuhrwerk. Holzwege gibt's auch genug. Man müsste sich
nur die Mühe machen, zerkleinern, aufstapeln zum Trocknen - und ein paar
unsinnige Bedenken überwinden, von wegen das Totholz müsse liegen
bleiben - davon gibt's noch genug! (Wieder so ein Seitenhieb von mir bezüglich
falsch verstandenem Umweltschutz.) Naja, immerhin ein Teil der Häuser dort
wird noch mit Holz beheizt. Leider geht der Trend zu Öl, Gas und Strom.
Und leider beschleunigen die unsäglichen teuren Messpflichten und Vorschriften
für Holzheizungen diesen Trend. Das hat sich wohl die Industrie-Lobby ausgedacht,
damit lauter neue Heizungen verkauft werden sollen. Meist wird der CO-Wert beanstandet,
weil bei alten Naturzug-Öfen die Verbrennungstemperatur geringer ist. "Moderne"
Brenner mit Gebläse erreichen höhere Temperaturen und damit weniger
CO. Dafür nehmen Stickoxide bei heißer und schneller Verbrennung
deutlich zu - aber die werden nicht gemessen (bisher). Ich bin mir ziemlich
sicher, dass die alten Öfen eigentlich umweltfreundlicher sind, auch weil
sie nicht mehr hergestellt werden müssen und ohne Strom funktionieren.
(Noch ein Seitenhieb ...)
Meine Großmutter hatte einen kleinen Holzofen in der kleinen Stube. Die
wurde schön warm und der Ofen hatte oben eine kleine Kochplatte. Wenn sie
zwei oder drei Töpfe hatte, hat sie sie übereinander gestellt - "Turmkochen".
Im Sommer hat sie oft Zweige mit der Gartenschere klein geschnitten für
den Ofen (man sieht, wie kleines Holz genügte - Obstbaumschnitt etc.).
In der Umgebung sind viele Felder und wenig Wald (noch Bayern, aber schon Flachland).
Ich denke aber, allein der Holzzuwachs auf ihrem ca. 4000 Quadratmeter großen
Garten hätten ihr auf Dauer gereicht. Es war eben nur ein kleines Zimmer
beheizt und nicht ein ganzes Haus. Im Schlafzimmer über der Stube war ein
guter Platz für die Lagerung der Äpfel - schön kalt.
In Norddeutschland (und z.B. in den Niederlanden) gibt es wenig Wald. Selbst
Bauholz muss oft von weit her transportiert werden. Ich denke, das ließe
sich ändern. Man könnte dort auch Wald anpflanzen.
Manche werden sagen, der Platz würde für die Landwirtschaft, also
die Lebensmittelversorgung gebraucht. Naja, Bäume und Lebensmttel müssen
sich nicht ausschließen. Esskastanien können etwa so viel Ertrag
liefern, wie Bio-Weizen auf der gleichen Fläche (und haltbares Holz ähnlich
Buche/Eiche und Honig). Es gibt noch anderes interessantes [url=http://www.wolfram-zucker.de/garten/schalenobst.htm]Schalenobst[/url].
Obstbäume sind auch eine feine Sache! (und können ähnlich wie
Wald stehen) Früchtebrot - weniger Weizen, dafür Birnen, Pflaumen,
Nüsse... Wir haben jetzt im Winter, so lang der Apfelvorrat groß
genug, war ca. einmal die Woche Apfelstrudel als Hauptmahlzeit gegessen (kein
Zucker, außer Teig nur Äpfel und Zimt). Der Vorschlag „Wenn
sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen.“ ist gar nicht
so schlecht ;-) Robinien sind Stickstoffsammler, liefern schnell haltbares Holz
und guten Honig. Zweige mit Laub von Weide, Linde und Esche sind als Tierfutter
geeignet (Ziegen, Schafe, und Rinder!).
Außerdem: In Norddeutschland gibt es mehr Wind. Vielleicht könnte
man dort damit heizen, wenn er weht - und in der Zeit Holz (und vorläufig
noch fossile Energien) sparen.
Dagegen gefällt es mir nicht so, dass wir im Süden angeblich Leitungen
in den Norden brauchen, um von dort viel Windstrom zu bekommen - wo wir doch
gesegnet sind mit mehr Wald, mehr Wasserkraft (Geländegefälle) und
mit etwas mehr Sonne.
In der Hauptsache sollte man mit dem auskommen, was man vor Ort hat bzw. daran
arbeiten - und nur ein paar Schwankungen über weitere Strecken ausgleichen.
Wie lange braucht der in Deutschland häufigste Baum um vom "Baby"
...
Der häufigste von Natur aus wird wohl die Buche sein. Die braucht eher
lang, hat aber dann schönes Nutzholz für innen und schönes Brennholz.
Wenn man einen "Energiewald" pflanzt, nimmt man schnell wachsende
Bäume (Weide, Pappel, Robinie) und schneidet sie schon nach 10 Jahren oder
weniger ab. Ich würde das eher nicht machen, denn von der Holzplantage
hat man sonst nicht viel. Lieber ein richtiger Wald, wo man auch wandern und
Pilze suchen kann - oder Agroforstwirtschaft, also Landwirtschaft mit relativ
wenig Bäumen dazwischen, damit Getreide etc. noch genügend Licht bekommt
- oder noch besser ein essbarer Wald, siehe oben.
Fazit: Von dem heutigen Heizwärme"bedarf" in Deutschland (Großstädte,
Bürohochhäuser, Kaufhäuser mit Warmluftschranke, Fabriken, ganze
Häuser beheizt) könnte man mit dem heutigen Holzzuwachs nur einen
kleinen Teil decken, vielleicht 5% ? Ja, ein Baum ist da schnell weg.
So wie meine Großmutter lebte, würde es dagegen problemlos für
alle reichen.
Das Angebot ließe sich noch ein ganzes Stück ausweiten (mehr Bäume
pflanzen bzw. wachsen lassen und die vorhandenen besser nutzen, statt vergammeln
lassen).
Und der Verbrauch ließe sich stark senken durch geringere Ansprüche
...
Es bleiben regionale Unterschiede. Im Bergdorf bräuchte man sich kaum einschränken
(nur die sinnvolle Arbeit machen). Der eine hat mehr von diesem, der andere
von jenem (Geothermie, Wellenenergie...). Das sollte sich teilweise ausgleichen.
Großstädte sind wenig zukunftsfähig.
Virginia / USA
In den USA gibt es ziemlich viel Wüsten-artige Gebiete. Ich kenne die Gegend
von Virginia nicht, aber ich habe noch mal die Google Bildsuche bemüht.
Dort scheint es ziemlich grün zu sein, was ja auch besser zum Namen passt.
Demach wäre es wohl ähnlich wie bei uns, vielleicht sogar eher wie
eine waldreichere Gegend bei uns.
Naja, von den USA kenne ich, dass man sehr verschwenderisch mit Endergie umgeht.
Da gäbe es Grund, sparsamer zu werden - aber auch das Potential.
Da fällt mir ein (oben schrieb ich: "Es gibt noch anderes interessantes
Schalenobst"): Die Pecannuss heißt lateinisch [i]Carya illinoinensis[/i].
Sie ist also nach dem US Bundesstaat Illinois benannt, aber Virginia ist ja
nur der übernächste Bundesstaat weiter nach Osten und dort gedeiht
sie bestimmt auch gut. Die Pecannuss ist mit der Walnuss verwandt, sieht innen
ähnlich aus, schmeckt etwas milder und hat eine glatte Schale. Die Bäume
werden deutlich größer als Walnussbäume und haben ein begehrtes
stabiles Holz namens Hickory. Teure Axt-Stiele bei uns sind daraus. Die kleinfrüchtigere
Northern Pecan kommt bis nach Kanada vor und gedeiht sicherlich auch bei uns,
während man es in Virginia wohl leichter hat, essbare Wälder mit großen
Schalenobst-Bäumen wie Pecan, Esskastanie, Pinie etc. anzulegen.
Grüße, Wolfram
Zurück zur Startseite
zurück zur Themen-Übersicht