Dieses habe ich am 15.05.2008 als Beitrag im www.peak-oil-forum.de
geschrieben.
Da das Forum leider seit ca. 22. September 2019 nicht erreichbar ist, wiederhole
ich den Beitrag nun hier.
cephalotus schrieb: Wassersparendes Gärtnern auf sandigem Boden Interessant ist nun, dass der Boden sehr sandig ist. Das ist zwar prima für Kartoffeln, Möhren und Radi, aber nicht so toll, wenn's ums Gießen geht. Hat diesbezüglich jemand spezielle Tipps oder vermag auf entsprechende Fachliteteratur zu verweisen, wie man am effizientesten mit Wasser haushaltet? Zum einen ist es ein Kostenfaktor (2,80€ pro m³), zum zweiten hab ich den Ehrgeiz, hier möglichst effizient zu sein und zum dritten hab ich keinen Bock, jeden Tag Gießen zu müssen, so alle 3 Tage wäre noch ok. mfg |
Hallo cephalotus,
erst mal meinen Glückwunsch zu dem Garten. Auch mit 12 m² Gewächshaus kann man ja schon einiges anfangen.
Sandiger Boden hat den Vorteil, dass er locker bleibt (er wird z.B. nicht steinhart, wie es z.B. Ton-reicher, schwerer Boden unter ungünstigen Bedingungen wird), er hat eine gute Belüftung (was z.B. Kartoffeln, Spargel und Kirschen lieben) und es gibt keine Staunässe (die mögen die meisten Pflanzen nicht).
Der Nachteil ist natürlich, dass Wasser relativ schnell versickert und der Sand kaum Wasser speichern kann.
Abhilfe in Kurzformat:
- Bodenbedeckung
- Humusanreicherung
- frisch Aufgegangenes nicht austrocknen lassen
- sonst nicht zu oft gießen, damit Pflanzen mit Wurzeln selber nach Wasser
suchen
ausführlicher:
1. Humusanreicherung
Der Humus gibt dem Boden die Wasserspeicherfähigkeit.
Als erstes denkt man vielleicht an Torf, der in Säcken verkauft und oben drauf verteilt oder eingearbeitet wird, eben wegen der Wasserspeicherfähigkeit. Mit etwas, das man säckeweise kaufen muß, würde ich aber garnicht anfangen, vor allem wenn der Garten nicht Geld schlucken, sondern etwas abwerfen soll. Außerdem ist der Torfabbau aus Mooren keine nachhaltige Angelegenheit.
Eine andere Möglichkeit wäre, sich mal eine LKW-Ladung Kompost von einer Kompostieranlage bringen zu lassen (oder mehrere). Ich wäre aber etwas skäptisch, denn die Disziplin, der Leute, was sie da alles rein tun (z.B. Biotonne oder Container am Recyclinghof), ist oft nicht so toll. Von den Kosten her ist es sicher günstiger, als die gleiche Menge säckeweise zu kaufen, aber es kostet immer noch Geld.
Dann kann man natürlich selber alles sammeln, was organische Substanz
liefert. Eigene Küchenabfälle und Gartenabfälle sollten natürlich
kompostiert werden. Den Kompost kann man dann auf den Beeten etc. verwenden.
Ich betreibe so schon etwa 30 Jahre Humuspflege und man merkt heute einen deutlichen
Unterschied zwischen den Flächen, die immer wieder Kompost bekommen haben
und z.B. Wiesenflächen, die neu zu Beeten "umgewidmet" werden.
Zwar bringt auch der erste Kompost schon einiges, aber über die Jahre wird
es zusätzlich besser. Wegen dieser langfristigen Komponente lohnt es sich
natürlich besonders, wenn man auch den Garten langfristig behalten kann.
Um mehr Material zu haben nehme ich auch aus der Umgebung, was ich bekommen kann.
Holziges Material
Verschiedene Nachbarn wissen schon, dass ich Zweige und ähnliches annehme.
Wenn ich mit dem Rad nachhause komme und in der Siedlung stopft gerade jemand
den Heckenschnitt in einen Sack, frage ich ihn, ob ich ihm das Material abnehmen
soll ... radle mit dem Sack über der Schulter zu mir, leere ihn aus und
bringe ihn gleich zurück usw. Wenn ich bei jemand Bäume fälle
und das Holz (für unsere Heizung) bekomme, nehme ich das ganze Grünzeug
mit ab. Da hatte ich schon riesige Berge im Garten liegen und dann jeweils gehäckselt.
Holz (und in geringerem Maß auch Stroh) haben ein ungünstiges C/N-Verhältnis.
Es ist viel weniger Stickstoff enthalten, als für eine Verrottung des Kohlenstoff-Anteils
benötigt wird. Kompost oder Beete würden durch die Verrottung von
holzigem Material stickstoffarm, also mager. Statt dessen verwende ich die gehäckselten
Zweige für den Wegebau im Garten (Hauptwege zwischen den Beeten, Wege im
Obstgarten, weich, angenehm zu laufen, sauber) oder ich kompostiere sie separat
(was nach Jahren einen Torf-ähnlichen Kompost ergibt). Wenn jemand fragt,
was ich mit den Bergen Zweige etc. mache, sage ich manchmal schmunzelnd: "Das
sind unsere Kartoffeln in 10 Jahren."
Grasschnitt
Von Nachbarn, bei denen ich sicher bin, dass sie keine Chemie für die Wiese
verwenden (z.B. Rasendünger oder Moos-Ex), und die keinen Hund haben, nehme
ich auch gern den Grasschnitt. Der eine hat einen normalen Rasenmäher mit
Fangkorb. Da bekomme ich immer so zwei Schubkarren voll. Eine Frau mit großem
Garten möchte ihr Gras nur ein- oder zweimal im Sommer gemäht haben.
Dort mähe ich selbst, mit dem Balkenmäher oder mit der Sense. Für
den Transport zu uns habe ich für unseren Schubkarren einen aufsetzbaren
Rahmen gebaut, mit dem er etwa die dreifache Menge fasst. Trotzdem muß
ich ca. 8 mal fahren. Zwar könnte das Gras auf den Kompost (in dünnen
Lagen, damit es nicht fault), aber ich verwende es lieber zum Mulchen. Das lange
Gras stecke ich durch den Häcksler, denn zerkleinert lässt es sich
besser streuen.
Mist
Wenn man Kuhmist oder Pferdemist bekommen kann, ist das auch eine gute Humusquelle.
Es ist ja im Ptrinzip einmal durch das Tier gegangenes Gras etc. Die Nährstoffe,
die man dabei bekommt, sind eher zweitrangig. Der Hauptvorteil ist der Humuszuwachs.
Je nach Anwendung kann der Mist frisch (z.B. Tomaten, Gurken, Mais evtl. Obst
und Beeren) oder sonst nur gut verrottet verwendet werden, z.B. immer wieder
eine Schicht als Zugabe im normalen Kompost oder separat kompostiert.
Humuspflege ist eine Lebensaufgabe. Der erste Anfang ist gut, aber man wird damit eigentlich nie fertig. Nachdem der erste Gedanke vielleicht der an Torf in Säcken ist, kann man sich als Ziel vielleicht die meterdicken Schwarzerden in Ungarn oder der Ukraine vorstellen, die einst "Wunderernten" an Getreide (Stichwort "Kornkammer") und anderen Dingen gebracht haben. Durch falsche Bewirtschaftung haben diese aber inzwischen den größten Teil ihrer einstigen Kaft verloren.
Das Problem ist weniger - wie manche denken - die Entnahme von Nährstoffen bei der Ernte. Das reichhaltige Bodenleben, das mit viel Humus normalerweise einher geht, kann nämlich viele Nährstoffe aus mineralischen Anteilen (Regenwürmer fressen auch Sand mit und lösen ihn teilweise auf) und aus der Luft neu bilden.
Das Problem ist der Verlust von Humus und Bodenleben, vor allem durch nackte Erde, durch tiefe Bodenbearbeitung (Pflügen) und durch Chemieeinsatz. Die beste laufende Humuszufuhr nützt wenig, wenn der Boden der Sonne ausgesetzt ist und die organischen Bestandteile laufend oxidieren und remineralisieren. Das leitet auf das zweite Thema über:
2. Bodenbedeckung
Das Thema hätte auch an erster Stelle stehen können, weil es als
Sofortmaßnahme für einen besseren Wasserhaushalt verwendbar ist.
Das Wasser soll ja den Pflanzen nutzen und nicht direkt vom Boden verdunsten.
Indem man den Boden um die Pflanzen herum bedeckt, z.B. mit Grasschnitt, wird
der Boden beschattet und die obere Bodenschicht wird nicht so heiß. Außerdem
wird die Kapillarwirkung unterbrochen. Aus tieferen Bodenschichten aufsteigende
Feuchtigkeit kommt nur bis an die Bodenoberfläche, aber nicht an die Oberfläche
des Mulchmaterials.
Das Ziel sollte es sein, dass die Erde nirgends zu sehen ist, möglichst das ganze Jahr über. In der Natur gibt es nackte Erde schließlich auch nur in Ausnahmefällen, wie Maulwurfshügel oder bei einem Erdrutsch.
In der Praxis ist es nicht immer ganz einfach umzusetzen.
Nach der Aussaat von Pflanzen, die erst sehr fein und zart sind, kann man nicht einfach eine Schicht mit der Sense gemähtes Gras verteilen, denn die Pflanzen würden es nicht hindurch schaffen. Da hilft feineres Mulchmaterial. Man kann es zuerst verteilen und dann die Rille für die Aussaat ziehen ... so dass am Ende eine schmale Linie unbedeckt bleibt.
Je kräftiger Pflanzen sind (größere Samenkörner, z.B. Erbsen, Bohnen, Kürbis, Mais ... Kartoffeln sowieso), desto weniger Probleme haben sie, selbst duch die Mulchschicht zu kommen. Hier kann man einfach säen und darüber das Material verstreuen.
Nicht immer hat man genügend Mulchmaterial. Bei einem großen Garten
kann die Beschaffung schon schwierig sein. Im Frühjahr, vor Beginn der
Rasenmäh-Saison ist es auch schwieriger. Immerhin brennt zu der Zeit die
Sonne noch nicht so heiß und ein unbedeckter Boden ist vielleicht noch
nicht ganz so schlimm. Ein Vorteil ist sogar, dass sich der Boden dann erst
mal besser erwärmt. Wenn er im Winter offen war und tief ausgekühlt
ist, ist eine Erwärmungsphase eher nötig, als wenn der Boden ganzjährig
abgedeckt bleibt.
Laub ist z.B. ein Material, das auch außerhalb der Gras-Saison zur Verfügung
steht. Normale Schichten unter Bäumen sollte man liegen lassen, weil es
den Bäumen gut tut. Wo es stört oder wo der Wind Berge davon ansammelt,
kann man sich aber bedienen. Man kann es häckseln, dann trägt es der
Wind nicht so leicht weg (aber immer noch leichter als Grasschnitt) oder man
kann es vorkompostieren und als halbreifen Kompost zum Mulchen verwenden.
Schließlich kann man z.B. auch mit Steinen mulchen z.B. um Obstbäume.
Grenzen des Mulchens
Man soll nicht so dick mulchen, dass die Belüftung des Bodens behindert
wird, besonders bei Pflanzen, die darauf großen Wert legen (z.B. Kirschbäume
und Spargel).
Wo gemulcht ist, fühlen sich auch Wühlmäuse wohl, vor allem im
Winter. Man soll also über den Winter nicht viel um Obstbäume herum
gemulcht haben, vor allem nicht in der Nähe des Stammes.
Flächenkompostierung
Wenn der Boden mit organischem Material gemulcht wird, wird dieses an Ort und
Stelle abgebaut. (Regenwürmer ziehen z.B. Grashalme in den Boden, um Pilzkulturen
darauf wachsen zu lassen, die sie dann verspeisen.)
Außer dem Effekt der Bodenbedeckung spart man sich also den Aufwand der
Kompostierung. Während beim Komposthaufen mangelnde Belüftung im Inneren
ein Problem sein kann, oder auch die Auswaschung von Nährstoffen bei ergiebigem
Regen, hat die Flächenkompostierung diese Probleme nicht. Es sind z.B.
große Mengen Grasschnitt verwertbar, was auf dem Kompost nicht ginge.
Man kann im Prinzip ziemlich alles, was man auf den Kompost getan hätte,
gleich unter die Pflanzen legen, z.B. auch Küchenabfälle. Wie weit
man damit geht, ist eher eine Frage der Ästhetik. Unkraut (soweit ich es
ausreiße), verwende ich meist gleich in der Nähe wieder, beim Ernten
anfallende "Küchenabfälle" (z.B. Kraut von Mohrrüben
usw.) ebenfalls.
Den Umweg über den Kompost nehmen nur noch manche Dinge, wie z.B. Kohlstrünke,
abgeerntete Maispflanzen, Grassoden, gerade nicht gebrauchte Laubmengen ...
Permakultur
Dass ich überall in der Nachbarschaft Grasschnitt etc. bekomme, geht nur
so lange andere diesen als Abfall betrachten. Wenn alle Humuspflege betreiben
wollen (was sehr zu begrüßen wäre), muß man mit dem auskommen,
was man selber hat.
Für die Bodenbedeckung bleiben immer noch bei einem selbst anfallende organische
Abfälle. Bei der Aufgabe, den Boden zu beschatten, können aber auch
wachsende Pflanzen eine wichtige Rolle spielen. Ich gehe immer mehr dazu über,
Unkraut stehen zu lassen, wenn es nicht gerade stört.
Auf Beeten, die noch nicht bearbeitet sind, lasse ich es erst mal stehen, denn ein Beet voller Unkraut tut dem Boden darunter gut. Dagegen leidet der Boden, sobald er nackt ist. Das Unkraut entferne ich möglichst erst, wenn ich Zeit habe, den Boden hinterher auch wieder zu bedecken. Zunehmend lasse ich aber auch Unkraut zwischen den Kulturpflanzen stehen. Vor allem solches, von dem ich weiß, dass es sowieso klein bleibt, kann problemlos bleiben. Den von Unkraut umgebenen Nutzpflanzen geht es sichtlich besser als jenen auf kahlem Boden. Nur solches Unkraut, das die Kulturpflanzen zu sehr bedrängt, wird ausgerissen - entweder gleich oder wenn es so weit ist. Ich unterscheide also sehr zwischen den verschiedenen Unkrautarten.
Permakultur heißt ja, dass immer etwas wächst. Das Kunststück sehe ich darin, sie so zu lenken, dass das was man haben möchte, auch wächst. Man muß also heraus finden, wie viel Platz man einer neuen Kulturpflanze machen muß, damit sie in der Vielfalt des Vorhandenen Fuß fassen kann, ohne unnötig viel Kahlschlag. Was man dafür bekommt, ist dass die Nutzpflanzen von den lokal im Umlauf befindlichen Nährstoffen profitieren, ebenso wie vom innerhalb des Kleinklimas aus Boden und Pflanzen zirkulierenden Wasser (Tropischer Regenwald im Kleinformat).
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Wasserverbrauch im Garten
Noch bis vor wenigen Jahren haben wir, wenn länger schönes Wetter
war, morgens im Gemüsegarten einen Regner aufgestellt und jeweils 'ne gute
Stunde laufen lassen, an zwei oder drei verschiedenen Stellen, das Ganze etwa
jeden dritten Tag. Es kamen leicht ein paar Kubikmeter Wasser zusammen, also
vielleicht einer pro Tag.
Ich hab gerade mal nachgeschaut. Unser Gesamtverbrauch war z.B.:
Jahr 2000: 128 m³
Jahr 2001: 189 m³
Jahr 2002: 168 m³
Jahr 2003: 262 m³
Unser Wasser kostet aktuell 1,06 €/m³ + 2,33 €/m³ (Kanal)
= 3,39 €/m³
Im heißen Sommer 2003 waren es sicher Garten-bedingt rund 100 m³
mehr als in den Vorjahren, also über 300,- € allein Mehrpreis in dem
warmen Jahr!
Wenn man einen einträglichen Job hat und den Garten als Hobby betrachtet, geht es. Wenn der Garten aber wirtschaftlich etwas abwerfen soll, kommt man so auf keinen grünen Zweig.
Deswegen bin ich seit ein paar Jahren dabei, die Philosophie zu ändern: Weg von "ich muß den Pflanzen das nötige Wasser geben" und hin zu "Die Pflanzen sollen ihr Wasser hauptsächlich aus dem Boden bekommen. Das was der Regen bringt, muß reichen."
Größere Pflanzen kommen tatsächlich besser mit dem Vorhandenen aus, als man denkt.
Im Obstgarten habe ich dieses Jahr noch garnicht gegossen. Obwohl es in letzter Zeit wenig geregnet hat - in der Wiese hat der Boden schon Risse - dürfte es den Obstbäumen nichts ausmachen, denn sie haben ordentliche Wurzeln und der Boden ist schon noch feucht.
Im Gemüsegarten bemühe ich mich, mit der ständigen Bodenbedeckung noch konsequenter zu werden, denn das gelingt immer noch nicht genügend. Größere Pflanzen stehen gut - ich denke, man würde ihnen Wassermangel ansehen, indem die Blätter nicht mehr so schön stehen.
Kritisch sind vor allem kleine Pflanzen, die erst aufgegangen sind. Ihre Wurzeln
reichen noch nicht tief und wenn der obere Boden in der Sonne austrocknet, geht's
ihnen schlecht. Sie können ganz kaputt gehen oder einen Schock bekommen
und entwickeln sich dann später schlechter (z.B. Kohlarten).
Also gieße ich zur Zeit hauptsächlich dort wo etwas gesät ist
(mit kleinen Samenkörnern), vor allem wenn gleichzeitig der Boden dort
nackt ist.
Außerdem gieße ich die anderen Beete, wo Boden nackt ist (weil ich
noch nicht dazu gekommen bin, ihn abzudecken). Ich gieße dort sogar wenn
dort keine Nutzpflanzen sind, allein dem Boden(leben) zuliebe.
Übrigens, wenn Pflanzen mit dem Wasserangebot nicht ganz zufrieden sind,
reagieren sie von selbst mit einem besseren Wurzelwerk, um an genügend
Wasser zu kommen. Gerade von Gurken ist das bekannt. Man soll sie nicht ständig
gießen, weil sie sich sonst keine Mühe geben. Es gilt sicher genauso
für Zucchini, Kürbisse und Melonen. Obwohl diese Gewächse ein
bisschen "wässrig" wirken, wachsen sie ja auch in heißen
Ländern auf Feldern, wo bestimmt keine besonders üppige Wasserversorgung
gegeben ist.
Die Tröpfchenbewässerung würde ich eigentlich nur im Gewächshaus
anwenden, denn dort kommt ja kein Regen hin.
Nach so viel Theorie ein praktisches Beispiel, wie es funktioniert und aussieht.
Einen großen Teil unserer Kartoffeln habe ich letztes Jahr in einem Garten angebaut, zu dem ich nur sehr selten komme. In 2007 war ich nur zum Pflanzen da und dann wieder zur Ernte. Niemand gießt in der Zwischenzeit.
Als ich Anfang Juni 2007 hin kam, stand hoch das Unkraut.
Es waren viele Brennnesseln und darüber habe ich mich gefreut, denn sie
zeigen nährstoffreichen Boden an und ergeben selbst ein nährstoffreiches
Mulchmaterial.
Erst habe ich das Unkraut mit der Sense abgemäht und auf die Seite geschoben.
Die größte Arbeit war es, die Wurzeln aus der Erde zu holen. Diese
kamen auf den Kompost.
Dann habe ich jeweils eine Furche gezogen, die Karoffeln hinein gelegt und die Erde als Wall darüber angehäuft. Auf den Wall kam dann eine Schicht Kompost (entstanden aus den Unkrautwurzeln früherer Jahre ;-)), etwa ein Schubkarren voll auf 5 Meter Reihe. Dann habe ich das gemähte Unkraut gehäckselt und über die Reihen gestreut (Bodenbedeckung, hier besonders wichtig, weil monatelang niemand gießt).
Das erste Bild vom 5. Juni zeigt links zwei fertige Kartoffelreihen, dann eine mit Kompost und eine ohne.
Das zweite Bild vom 2. Oktober
zeigt einen Teil der geernteten Kartoffeln, die zum Trocknen ausgebreitet sind.
Der Karton fasst etwa 20 kg. Gut vier solche Kartons voll waren es insgesamt,
also gute 80 kg.
Gelegt hatte ich etwa 280 Kartoffeln, im Abstand 33 cm mit 66 cm Reihenabstand,
also 4,5 Kartoffeln pro m². Demnach müssten es etwa 62 m² gewesen
sein. Gut 1,3 kg je m² ist wahrscheinlich nicht besonders viel. Immerhin
sind sie völlig ohne Düngemittel oder Gießwasser gewachsen und
sie sind einwandfrei. In früheren Jahren ohne Mulchen hatten Kartoffeln
in diesem Garten oft Schorf.
Übrigens in Bild 1 die Stangen stützen einen aus Samen gezogenen
Pfirsichbaum. Man sieht ein paar Früchte, zu deren Ernte ich aber leider
nicht kam. Rechts ist der Häcksler und links sind ein paar selbst aufgegange
Sprießkornweizen-Halme.
Im Herbst 2005 hatte ich auf dem abgeernteten Kartoffelstück den Weizen
gesät. Obwohl ich im Frühjahr 2006 nichts gemacht hatte, konnte ich
im Spätsommer 2006 den Weizen ernten. Zwei mal da sein (wie 2007) lässt
sich also, wenn's gut läuft, sogar noch unterbieten.
Weitere Anmerkungen:
Das Rezept Bodenbedeckung und Humuspflege ist auch für andere Bodenarten geeignet. Schwere Böden werden dadurch lockerer und besser belüftet (was bei sandigem Boden kaum nötig ist). Hacken erübrigt sich dann, denn das Bodenleben sorgt selbst für eine Belüftung des Bodens (man denke daran, welch lockere Struktur ein Ameisenhügel hat). Die Bodenbedeckung bremst Regentropfen, so dass sie die Struktur nicht zuschlämmen.
Außer mit wenig Gießwasser auszukommen, kann man natürlich
überlegen, wie man günstig an Gießwasser kommt. Oilranger hatte
schon Regenwasser erwähnt. Es können einfache Gefäße als
Regentonnen sein, oder ein Teich oder eine unterirdische Zisterne (am teuersten,
aber fasst am meisten). Das bietet sich natürlich nur an, wenn ein Gebäude
vorhanden ist, dessen Dach Regenwasser sammeln kann. (Man bedenke aber, eine
wie viel größere Regenmenge nicht auf das Dach, sondern in den Garten
fällt. Diese kann ohne Technik kostenlos genutzt werden, wenn nur der Humusanteil
im Boden hoch genug ist, das Wasser zu speichern.)
Ich speile auch mit dem Gedanken, Abwasser von der Spüle in der Küche
in den Ententeich zu leiten (im Winter würde er so beheizt und nicht so
leicht zufrieren - im Sommer kann man von dort aus den Garten bewässern).
Schließlich könnten wir mit einem zweiten Wasserzähler (auf
eigene Kosten) erfassen, wie viel Wasser für den Garten verbraucht wird
und dafür bräuchten wir keinen Abwasseranteil bezahlen. Inzwischen
frage ich mich aber, ob es sich überhaupt noch lohnt, wenn es mir gelingen
sollte, dass der Garten weitgehend ohne Bewässerung auskommt.
Zum Thema Fachliteratur fällt mir ein Buch ein, das neulich Bonsai schon
genannt hatte:
"Gärtnern, Ackern - ohne Gift" von Alwin Seifert ISBN
3 7642 0150 9
Es handelt vor allem von Kompost, ist aber gut.
Also cephalotus, viel Freude und Ernte mit dem neuen Garten und viel Erfolg mit wenig Wasser.
Wolfram
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